Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Man sollte öfter an den Tod denken. Dann verliert er seinen Schrecken. Martin Luther, von dem in diesen Tagen ja viel die Rede war, hat das geraten. In einer Predigt hat er gesagt:
„Im Leben soll man sich mit dem Gedanken an den Tod beschäftigen … so lange er ferne ist und uns noch nicht bedrängt; im Sterben dagegen, wenn er schon von selbst nur allzu stark ist, ist es gefährlich und nichts nütze“[1]

Wenn es so weit ist, dann kommt womöglich die Angst. Dann kann man nicht mehr klar denken. Deshalb: Rechtzeitig an den Tod denken! Sich vorbereiten. Wie finden Sie das? Denken Sie manchmal an den Tod? Jetzt im November vielleicht, wenn die Tage dunkler werden und trüb?

Luther hat in seiner Predigt zuerst einmal ganz praktische Ratschläge gegeben zur Vorbereitung auf den Tod. Erstens, schreibt er, soll man seine Angelegenheiten regeln. Ein Testament machen, damit man sich nicht sorgen muss, dass es nachher keinen Streit gibt. Heute würde er wahrscheinlich auch raten, eine Vorsorgevollmacht zu schreiben und eine Patientenverfügung. Viele haben ja heute vor allem Angst, dass man am Lebensende nicht mehr selbst bestimmen kann, was geschieht. Das kann man weitgehend mit so einer Patientenverfügung[2] regeln. Ich selber habe eine Patientenverfügung und ich muss sagen: Seither bin ich ruhiger beim Gedanken an den Tod. Meine Kinder wissen jetzt, wie sie im Zweifelsfall entscheiden sollen.

Zweitens hat Luther geraten: Versöhnt euch, wo es nötig ist. Bittet um Verzeihung. Versucht, denen zu verzeihen, die euch verletzt haben. Und wenn das nicht geht: Man kann es auch Gott sagen und ihn um Vergebung bitten. Das erleichtert.

Trotzdem bleibt der Tod etwas sehr Schmerzhaftes – vor allem für die, die zurückbleiben. Auch Luther hat das erlebt, ganz besonders  als seine Tochter Magdalene gestorben war. Es ist schwer, für immer von einem geliebten Menschen Abschied zu nehmen.

Der Tod selbst aber, fand er, der muss einem keine Angst machen. Luther vergleicht ihn mit einer Geburt. Mit Schmerzen und Angst wird ein Kind aus dem engen Mutterleib in die Welt hinein geboren. Genauso sei es mit dem Tod: Nach Angst und Schmerz kommt eine große Weite und Freiheit bei Gott. Und die Angst ist vergessen.



[1] Martin Luther, Sermon von der Bereitung zum Sterben, 1519
[2] Christliche Patientenverfügung: www.ekd.de/ekd_de/ds_doc/patientenvorsorge.pdf

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25241
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