SWR1 3vor8

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„Habt keine Angst vor Menschen.“ Immer wieder hat Jesus Menschen so freundlich und gut zugeredet. Hat dadurch Kraft in ihnen stark gemacht, mit der sie ihre Angst bändigen konnten. Er hat an ihren Mut appelliert, Vertrauen gefestigt, Zuversicht geweckt. Auch in dem Bibelabschnitt, der heute am Reformationstag in den evangelischen Kirchen im Mittelpunkt steht, sagt er zu allen, die mutlos und ängstlich sind: „Habt keine Angst vor Menschen.“

Ich lese daraus: Glaube im Sinn Jesu ist ein Mutprogramm für jeden und jede, die Angst hat. Oft haben ich ja nicht ohne Grund Angst. Aber gerade dann soll mich der Glaube aufrichten. Damit ich mich nicht klein mache. Mich nicht vor Angst wegducke. Damit ich nicht kusche vor den Herrischen, die gern kräftig, laut und überlegen sind oder tun.

Glaube im Sinne Jesu macht Mut, dass Menschen sich aufrichten. Und anderen klug und ohne Furcht begegnen können.
Aber wie kann ich Mut, Vertrauen und Zuversicht bekommen, wenn ich eher ängstlich bin? „Habt keine Angst“ – ist das mehr als ein Appell? Ich denke ja.

Jesus liefert immer Gründe, warum ich keine Angst haben muss. Die kann ich mir zu Herzen nehmen. Und mein Selbstvertrauen damit stärken. Jesu stärkstes Argument ist: „Du bist Gott bekannt und lieb, jedes Haar auf Deinem Kopf ist gezählt. Gott ist Euer Vater im Himmel. Er interessiert sich für jeden und jede, auch für die Kleinen.“

Als Christ kann ich mir das für mein Selbstvertrauen zu eigen machen: Ich bin vor Gott so viel wert wie irgendein anderer oder eine andere. Aber auch nicht mehr.
Manchmal allerdings hat man selbst nicht die Kraft, sein Vertrauen stark zu machen. Dann braucht man einen Angstlöser von außen.

Von Katharina von Bora, Martin Luthers Frau, gibt es eine Geschichte, wie für ihren Mann so eine Angstlöserin war. Er hatte oft Angstattacken. Einmal hatte er sich eingeschlossen, tagelang. Und Katharina? In schwarzer Trauerkleidung klopft sie an die Tür, weint und klagt. Erschrocken macht Luther auf und fragt: „Wer ist denn gestorben?“ Antwort: „Gott muss gestorben sein. So verzweifelt vor Angst Du anscheinend bist.“ Diese Therapie hat gewirkt. Seine Angstblockade durchbrochen und gelöst. Sonst war Luther doch immer der gewesen, der gesagt hat, keine Angst, vertraue Gott, der alles in Händen hält. Das schien damals alles weg. Aber Katharina hat sein Vertrauen wieder belebt.

„Habt keine Angst vor Menschen.“ Auch nicht davor zu sagen, wenn ihr an Gott glaubt. Der will, dass kein Mensch in Angst leben muss.

26»Habt keine Angst vor Menschen!
Es gibt nichts Verborgenes, das nicht sichtbar wird,
und es gibt nichts Geheimes, das nicht bekannt wird.

27 Was ich euch im Dunkeln anvertraue, das sagt am hellen Tag weiter!
Und was ich euch ins Ohr flüstere, das ruft von den Dächern!

28 Habt keine Angst vor denen, die nur den Körper töten können,
aber nicht die Seele.
Habt aber umso mehr Angst vor dem, der sowohl die Seele als auch den Körper in der Hölle vernichten kann.

29 Kann man nicht zwei Spatzen für eine Kupfermünze kaufen?
Und doch fällt keiner von ihnen auf die Erde, ohne dass euer Vater es weiß.

30 Aber bei euch ist sogar jedes Haar auf dem Kopf gezählt!

31 Habt also keine Angst!
Ihr seid mehr wert als ein ganzer Schwarm Spatzen.

32 Wer sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich bekennen vor meinem Vater im Himmel.

33 Wer mich aber nicht kennen will vor den Menschen, den will auch ich nicht kennen vor meinem Vater im Himmel.«

Matthäus 10,26-33

 

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