Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Es ist fast wie in der Kirche – aber eben nur fast: Gemeinsames Singen, aber nicht Halleluja, sondern John Lennon; eine Ansprache zum Nachdenken, aber keine Predigt und Stille zur Besinnung, aber nicht zum Gebet.

Die Idee der „sunday assembly“, der „Sonntagsversammlung“ kommt ursprünglich aus England und ihr Motto ist: „Lebe besser, hilf oft, staune mehr“. Ganz bewusst haben sich die Erfinder dafür entschieden, dass es gut wäre, wenn Menschen ohne Religion auch eine Gelegenheit hätten, um zusammen zu kommen. Um miteinander zu feiern und den Alltag hinter sich zu lassen – aber alles eben bewusst ohne Gott.

Und deshalb kommen viele, mit ganz unterschiedlicher Motivation: Leute, die nicht an Gott glauben wollen oder die nicht glauben können, dass es einen Gott gibt. Die Menschen, die die Kirche kritisch sehen und mit ihr nichts zu tun haben wollen. Oder alle, die mit dem klassischen Sonntagsgottesdienst nichts anfangen können. Die aber trotzdem Gemeinschaft erleben und übers gute Leben nachdenken wollen. Mittlerweile ist aus der Idee eine weltweite Bewegung entstanden.

Ich selbst gehe sonntags gerne in den Gottesdienst. Und deshalb verstehe ich, dass es auch anderen gut tut, sich zu treffen. Sich über das zu unterhalten, was einem wichtig ist. Schöne Lieder zu singen, ruhig zu sein und für eine gute Sache Geld zu sammeln.

Es gibt aber einen zentralen Unterschied: und das ist Gott. Auf ihn kann und will ich nicht verzichten! Im Gottesdienst weiß ich, auf wen ich höre, zu wem ich bete und singe und wer für mich im Mittelpunkt steht. Bei der Sunday Assembly bleibt für mich die Mitte leer.

Wenn ich sonntags in die Kirche komme, dann ist Gott es, der mich mit den anderen Menschen verbindet. Wir treffen uns, weil wir an Gott glauben. Und dann bin ich eben mit allen verbunden. Mit denen, die ich gerne mag, aber auch mit den Menschen, mit denen ich es schwer habe. Und noch etwas macht das gemeinsame Gottesdienst feiern für mich besonders wertvoll: es geht über die Menschen, die da sind, hinaus. Es gehören auch die dazu, die nicht kommen können, weil sie krank oder alt sind. Und die, die an anderen Orten auf der Welt zum Gottesdienst zusammenkommen.

Diese Verbindung zu Gott und zu den Menschen weil wir an Gott glauben – die will ich nicht missen. Deshalb kann und will ich im Gottesdienst nicht auf Gott verzichten.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25218
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