Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Zwei kleine Haken und ich weiß: meine Nachricht ist angekommen. Auf dem Handy, bei WhatsApp, ist das ganz einfach: Eine kurze Nachricht schreiben, auf Absenden drücken und dann dauert es meist nur ein paar Sekunden bis die beiden blauen Häkchen in der Ecke erscheinen und mir zeigen, dass meine Nachricht angekommen ist.

So etwas wünsche ich mir manchmal von Gott. Ein Signal, dass er mich hört und dass bei ihm ankommt, wie es mir geht. Wenn es mir gut geht und alles nur so flutscht, glaube ich, dass alles bei ihm ankommt. Doch es gibt auch die anderen Zeiten. Die Momente, in denen ich mir nicht sicher bin, ob Gott mich hört oder er mich vielleicht sogar vergessen hat. Wenn ich mich frage, ob ich irgendwann den Partner finde, der zu mir passt. Oder wenn Bekannte sich ein Kind wünschen und es einfach nicht klappt. Gerade dann wären zwei kleine Häkchen zumindest beruhigend. Auch wenn dann noch nicht alles im Leben so ist, wie ich es mir wünsche. Aber ich weiß Gott ist mit im Spiel und er hat noch etwas mit mir und meinem Leben vor.

Das Gefühl von Gott vergessen worden zu sein, kannten auch schon die Menschen vor über 2500 Jahren. Jerusalem ist zerstört und die, die damals überlebt haben, mussten ins Exil. Weg aus der Heimat, fort von dem Ort, an dem sie sich ihre Zukunft ausgemalt hatten. Wie verunsichert und verzweifelt müssen die Menschen gewesen sein. Und dennoch entsteht gerade in dieser Situation ein Text, der heute ganz am Anfang der Bibel steht. Es ist die Erzählung von der Erschaffung der Welt. Nach und nach macht Gott das Licht, die Erde, verschiedene Tiere und den Menschen. Und immer wieder kommt, wie eine Art Refrain, der Satz: Gott sah, was er gemacht hat. Es war gut.

Für mich ist die Schöpfungserzählung vor allem eine Beziehungsgeschichte und deshalb so wichtig. Da geht es nicht um naturwissenschaftliche Fakten, sondern um die Welt, den Menschen und wie er mit Gott verbunden ist. Gott hat die Welt gut angelegt. Auch den Menschen. Und deshalb haben die Menschen ihm zugetraut, dass er auch alles wieder zum Guten führen kann. Auch wenn ihr Leben momentan ganz anders aussieht.

Dieses Vertrauen finde ich enorm. Es heißt für mich: Gott ist da, auch wenn ich es nicht vermute. Und zwar genau da, wo ich lebe und durch die Menschen, mit denen ich täglich zusammen bin. Die Welt und die Menschen um mich herum – sie sind so eine Art kleine Häkchen bei Gott.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25216
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