SWR1 3vor8

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Alles ist möglich, wenn man daran glaubt (Mk 9, 23). Das ist ein gefährlicher Satz. Denn so gesehen, habe ich ja selber Schuld, wenn etwas nicht klappt. Wenn ein Projekt scheitert, eine Ehe zerbricht, eine Krankheit nicht zu heilen ist – Selber schuld! Du hast einfach nicht genug an dich geglaubt – das sagen viele. Und manche sagen auch: Du glaubst nicht stark genug an Gott – kein Wunder, dass es nicht klappt.

Alles ist möglich, wenn man glaubt. Diesen gefährlichen Satz hat Jesus gesagt. Und heute wird darüber in den evangelischen Gottesdiensten gepredigt. Für mich war das ein Grund, nochmal genauer hinzuschauen. Zu wem hat Jesus das eigentlich gesagt?

Die Bibel erzählt, dass ein verzweifelter Vater zu ihm kam und ihn um Hilfe für seinen schwer kranken Sohn gebeten hat. „Wenn du etwas kannst“, sagt der Vater zu Jesus – „dann hilf uns“. Und Jesus beruhigt den Vater: „was heißt hier, wenn du kannst? Wer glaubt, kann alles.“ Ich meine, da redet Jesus von sich selber. Von keinem anderen.

„Wer glaubt, kann alles!“ Jesus sagt das nicht als Vorwurf zu dem Vater, der seinem Kind nicht helfen konnte. Es sagt es auch nicht zu seinen Jüngern, die es auch schon probiert hatten. Auch sie konnten nicht helfen. Wie oft kommt das vor, dass man helfen möchte und kann nicht!

Aber denen, die nicht helfen können macht Jesus keinen Vorwurf. Er redet von sich. Er glaubt an Gott, ganz und gar. Er vertraut ihm. Er traut ihm alle Möglichkeiten zu. Ich glaube, das ist es: Jesus hat darauf vertraut, dass Gott Möglichkeiten hat. Auch noch da, wo ich meine, es geht nicht mehr. Auch wo ich meine, alles ist aus und zu spät. Gott hat Möglichkeiten. Jesus hat darauf vertraut, dass man mit Gottes Hilfe alles aushalten und durchhalten kann. Er hat geglaubt, dass sich mit Gottes Hilfe alles ändern und verändern lässt. Auch die schlimmste Situation, auch die größte Verzweiflung. Gott hat Möglichkeiten. Andere vielleicht, als ich sie mir wünsche. Andre Wege als die, die mir möglich und wünschenswert scheinen. Aber Möglichkeiten. Gott hat Möglichkeiten.

Davon geht Jesus aus. Und macht den Jungen gesund.

Und wenn das Kind nicht gesund geworden wäre? Wie oft geschieht nicht das, was so dringend notwendig wäre. Wie oft bleibt das Wunder aus, auf das alle hoffen! Dann wenden sich die Menschen ab: Denen schon vorher fraglich war, ob Gott Möglichkeiten hat, die wissen dann genau: Er kann nichts. Es hat keinen Sinn, von Gott etwas zu erwarten. Und sie sehen nicht die anderen Möglichkeiten, die Gott für sie bereit hat. Wenn sie sich nicht schon längst enttäuscht abgewendet hätten, dann gäbe es Möglichkeiten. Dann wären Wunder möglich.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25138
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