SWR3 Gedanken

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Lass das sein. Das tut man nicht. Scharf weist eine junge Mutter im Supermarkt ihren Sohn zurecht. Der Junge hatte sie geschlagen, weil sie ihm etwas nicht kaufen wollte. Das tut man nicht! Klare Ansage, klare Wirkung. Der Mini-Schläger jedenfalls hat schnell verstanden. Gut so, denke ich. Manchmal wünschte ich mir, dass es solche klaren Ansagen auch in unserer Erwachsenenwelt öfter mal gäbe. Wenn mal wieder ein Fahrgast im Zug seine schmutzigen Schuhe auf den Polstersitz legt. Wenn angetrunkene Jungmänner in der Fußgängerzone rumpöbeln und Passanten belästigen. Dann merke ich jedes Mal, wie die Wut in mir hoch kocht, aber meistens schweige ich dann doch. Weil ich nicht riskieren will, eine Faust ins Gesicht zu bekommen. Weil es mich ja auch nichts angeht. Nur, das stimmt nicht. Es geht mich sehr wohl etwas an. Weil ich nämlich überzeugt bin, dass es ein paar Regeln braucht, wenn wir alle halbwegs vernünftig zusammen leben wollen. Und dass diese Regeln auch dann gelten sollten, wenn gerade kein Schaffner und kein Polizist in Sichtweite sind. Ganz neu ist das alles ja auch nicht. Schon die zehn Gebote zum Beispiel sind viel älter als die Bibel, in der sie stehen. „Du sollst dies nicht, du sollst jenes nicht.“ Klare Ansagen, damals begründet durch Gott. Das ist heute schwieriger geworden, aber verständigen müssen wir uns trotzdem darüber, was man tut und was nicht. Vielleicht mache ich ja das nächste Mal doch den Mund auf, wenn im Zug der Typ neben mir wieder mal die Füße auf den Sitz legt.

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