Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Das Frauenwahlrecht ist nicht vom Himmel gefallen. Es war ein langer Weg, bis aus Müttern und Töchtern, aus Schwestern und Tanten, aus Gattinnen und Dienstmädchen Bürgerinnen geworden sind, die gleichberechtigt wählen dürfen.

Dass es so weit gekommen ist, dafür haben Frauen lange gekämpft. Eine der ersten war die französische Schriftstellerin Olympe de Gouges zur Zeit der Französischen Revolution. Ihr war damals aufgefallen, dass das Ideal der Gleichheit aller Menschen nur die Gleichheit von Männern meint. Darum hat sie eine „Erklärung der Menschenrechte der Frau und Bürgerin“ verfasst. Eine Regierung, die die Frauenrechte nicht achtet, kam für sie nicht in Frage. 1793 wurde sie dafür verurteilt und unter der Guillotine enthauptet. 

Aber der Anfang war gemacht. Wie ein roter Faden zieht sich der Kampf ums Frauenwahlrecht durch die europäische Geschichte. Was für uns heute so selbstverständlich ist, musste sich gegen erhebliche Vorurteile von Männern und Frauen durchsetzen. Bis ins 20. Jahrhundert hinein meinten viele, Frauen könnten in der Politik nicht mitwirken, sie seinen weniger intelligent und hätten eine „natürliche“ Bestimmung ausschließlich für die Familie.

Gott sei Dank sind die Emanzipation und das Frauenwahlrecht trotzdem gekommen. Heute haben wir in Deutschland eine Bundeskanzlerin, Ministerpräsidentinnen, Ministerinnen auf Bundes –und Länderebene und es gibt Frauen in den Leitungsfunktionen in Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Kirche. Aber die Zahlen belegen, dass Frauen in den Führungspositionen immer noch wenige sind. Solange hier noch ein Ungleichgewicht herrscht, ist die Gleichberechtigung von Männern und Frauen noch nicht ganz umgesetzt.

Demokratie braucht aber Frauen und Männer, die gewählt werden, weil sie das Richtige wollen für die Frauen, die Männer und die Kinder in einem Land. Das ist mir auch als Christin wichtig, denn es entspricht meinem christlichen Bild vom Menschen. Frauen und Männer sind von Gott gleichwertig und gleichberechtigt geschaffen. Beide haben Wesentliches beizutragen und nicht ihr Geschlecht bestimmt, ob sie zu einer Aufgabe in der Lage sind oder nicht. Es kommt auf ihre Qualifikationan, auf ihre Werte und Ziele und ihr Verhandlungsgeschick. Sie sind gleich wichtig und sie sollen in gleicher Weise vorkommen,- als Kandidatinnen und Kandidaten und als Wählerinnen und Wähler.

Und falls Sie am Sonntag nicht persönlich zur Bundestagswahl gehen können, noch können Sie die Briefwahl beantragen. Denn Ihre Stimme ist wichtig– als Frau und als Mann.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24995
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