Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Christen sind anders. Zumindest dann, wenn sie das beherzigen, was Jesus gesagt und was er getan hat. Sie sprechen und handeln anders. Anders als die Mehrheit es erwartet, anders oft als das, was bei uns sonst als normal und richtig gilt. Und das irritiert. Oder führt gar zu Widerstand und offener Ablehnung.
Christen müssen beispielsweise jeder Form der Gewalt entschieden absagen. Das steht mir wie ein großes Warnschild vor Augen, wenn ich sehe, was in der Weltpolitik geschieht: Nordkorea und die Vereinigten Staaten übertreffen sich mit Versuchen, sich gegenseitig einzuschüchtern. Die eine Seite testet Raketen, die andere droht mit Vergeltung. Die Angst der Staaten voreinander nimmt zu. Es wird wieder hochgerüstet, im Osten und im Westen. Immer mehr Waffen werden produziert und verkauft, nicht zuletzt aus Deutschland.
Jesus hat auf den Boden gemalt, als die Schriftgelehrten die Ehebrecherin steinigen wollten. Mit einem Satz hat er sie entwaffnet: Wer keine Schuld hat, der werfe als erster als einer einen Stein auf sie. Er hat in einer programmatischen Rede die als Glückskinder bezeichnet, die keine Gewalt anwenden. Auf die Spitze treibt er seine andere Einstellung, als er empfiehlt: Wenn Dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin. Jesus will damit die Kontrahenten entwaffnen, weil er fest davon überzeugt ist, dass alles andere - über kurz oder lang - in den Untergang führt. Einer muss aufhören mit dem Hin und Her von Gewalt, die immer Gegengewalt provoziert. Einer von beiden darf nicht mehr weiter machen. Jesus sagt: Wer zu ihm gehören will, soll dieser eine sein. Egal, ob er sich im Recht weiß, oder nicht.

Das ist anders, als ich es von meinem Vater gelernt, in der Schule und später meistens erfahren habe. Aber ich erinnere mich auch, dass ich schon als Schüler gespürt habe: Zurückschlagen bringt nichts. Das ist kindisch. Wer wirklich erwachsen sein will, tut so was nicht. Ich kann nicht behaupten, dass mir das immer gelungen ist. Aber nach wie vor kenne ich keine bessere Lösung, um den Teufelskreis zu durchbrechen, den jede Form der Gewalt provoziert. Einer muss aufhören. Einer muss aussteigen. Einer muss sich anders verhalten, als es erwartet wird. Jesus hat es vorgemacht. Wer Christ sein will, muss sich daran messen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24983
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