Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Ich habe zum Frühstück meine Zeitung gelesen und die Todesanzeigen gesehen und ich habe denken müssen: Der Tod macht keine Pause. Auch nicht in den Ferien. Da gibt es erst einmal nichts zu beschönigen und nichts schön zu reden. Er macht die Zurückbleibenden einsam. Einsam und traurig. Die Dichterin Mascha Kalecko hat Recht, wenn sie schreibt: „Bedenkt: Den eigenen Tod, den stirbt man nur. Doch mit dem Tod der andern muss man leben.“ (s. EG für Württemberg, S. 973)

Vielleicht können wir Christen einander dabei helfen, das auszuhalten. Wenn wir nicht Angst haben vor den Trauernden. Nicht fürchten, in ihre Trauer mit hinein gezogen zu werden. Sondern tapfer und beherzt den Kontakt suchen, oder jedenfalls anbieten. Ein alter Herr, dessen Frau gestorben war, hat mir mal gesagt: Das schönste war, wenn die Nachbarn gekommen sind und erzählt haben. Einfach erzählt, aus ihrem Leben. Von den Kindern. Von ihrem Alltag. Ruhig auch von ihrem Ärger. Und natürlich von dem, was sie fröhlich gemacht hat. Damit haben sie mir ein Stück Leben ins Haus gebracht. Ich wollte gar nicht, dass sie mich bedauern und mir dauernd ihr Mitgefühl ausdrücken. Ich wollte auch nicht, dass sie mich immerzu fragen, wie es mir geht. Einfach ein bisschen Leben mitbringen. Das war schön. Das hat mir geholfen.“

Und, ja, wir Christen können einander auch bezeugen, was Jesus seinen Zuhörern gesagt hat: „Gott ist ein Gott der Lebenden, nicht der Toten“ (Mt 22, 32). In Gott sind nämlich auch die Toten lebendig. Denn in uns allen ist Gottes Geist. Und der stirbt nicht.

Unsere Toten gehen nicht verloren, weil Gottes Geist in ihnen ist, so, wie er in jedem ist, der glaubt. Der Geist Gottes verbindet uns mit unseren Toten. Und eines Tages werden wir alle wieder beieinander sein: vereint in Gott und bei Gott.

Darauf hoffe ich, davon bin ich überzeugt. Und ich kann es eigentlich nicht besser sagen, als ich es mal im SWR Jugendradio „DasDing“ gehört habe. Da hat eine junge Frau vom Tod ihrer Uroma erzählt und wie traurig sie war. Und dann, hat sie gesagt: Ich verlasse mich auf das, was meine Uroma geglaubt hat: Die Toten „gehören zu Gott. Wenn sie leben und auch dann noch, wenn sie sterben. Und das heißt auch: Ich sehe sie irgendwann wieder. Darauf freue ich mich. Dann ist der Tod vielleicht so ähnlich, als ob man innerhalb von einem Haus umzieht. Von einem Zimmer in ein anderes. Das eine Zimmer ist das Leben, das andere Zimmer der Tod. Das Haus ist Gott. Und der bleibt derselbe.“

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24922
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