Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Am 5. September 1972, heute vor 45 Jahren ereignete sich bei den Olympischen Spielen in München ein Terroranschlag. 17 Menschen sind ums Leben gekommen. Heute vor 40 Jahren wurde von den Terroristen der RAF Hans-Martin Schleyer entführt und kurz darauf getötet. Immer wieder davor und danach hat es Terroranschläge gegeben. Barcelona, Turku, London, Madrid, Nizza, Paris, Berlin, und das sind nur die Orte in Europa. Vielmehr Anschläge gab es in Bagdad und Mossul, in Afghanistan und Somalia. Terroristen wollen den Menschen Angst machen und sich selber dabei als furchtlose Helden fühlen.

Schon Jesus hat von Pilgern erzählt, die im Tempel in Jerusalem ermordet wurden – zur Abschreckung und um den Menschen Angst zu machen. Genau das ist Terror.

73% der Deutschen, habe ich in der Zeitung gelesen, haben Angst vor Terror und fühlen sich nicht mehr sicher. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit vom Blitz getroffen zu werden in Europa größer als die, Opfer bei einem Terroranschlag zu werden.

Es ist schlimm, wenn Menschen sterben, weil andere mit ihrer Gewalt, mit Messern, mit Maschinengewehren und Bomben Angst und Schrecken verbreiten. Aber ich glaube: Dass sie beachtet werden, dass Menschen Angst haben und sich bedroht fühlen – das ist genau das, was die meisten Terroristen erreichen wollen. Der Erfolg eines Terroristen misst sich für ihn an der Beachtung, die er findet: zuerst in den Medien, dann in den Köpfen von uns Menschen. Der Terrorismus wird zu einer Art Dämon aufgebaut In der Berichterstattung und auch in unserem Denken geht es um die Täter, nicht um die Opfer. Ein lebensuntüchtiger Kleinkrimineller kommt zu historischer Bedeutung, weil er einen LKW stiehlt und in eine Menschenmenge rast. Politiker reden vom „Krieg gegen den Terrorismus“ – und der drogensüchtige Taschendieb ist auf einmal der Kriegsgegner einer ganzen Nation! Was für ein Aufstieg!

Natürlich sollen und müssen die Behörden tun, was möglich ist, um Menschenleben zu schützen. Aber manchmal scheint mir: Wenn wir alle dem Terror weniger Beachtung schenken und uns weniger vor den Terroristen fürchten würden, vielleicht hätten dann die Attentate für die Terroristen gar keinen Sinn mehr.

Ich meine deshalb: Es wäre gut der Bedrohung ohne Angstmacherei und ohne Angst entgegen zu treten. Dann fällt diese Art der Gewalt in sich zusammen. Gott lässt seinen Menschen immer wieder ausrichten: „Fürchtet euch nicht!“. Ich glaube wir sollten das versuchen. Vielleicht wird dann auch die Bedrohung kleiner.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24921
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