Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Manchmal tut Liebe weh. Wenn man es nicht gut hinkriegt miteinander. Wenn man verletzt ist. Einer ist enttäuscht von der anderen, weil sie wieder mal so war wie schon oft. Dabei hatte sie doch versprochen: „Ich mach es anders.“
Wenn es so weh tut, obwohl man sich liebt, oder vielleicht sogar weil man sich liebt, tut man sich schwer damit, gute Worte zu finden. Wenn die eigene Seele wund ist, wartet man vielleicht eher, dass der andere sie findet.

Manchmal kann es ja sogar gut, sein, wenn man eine Zeitlang miteinander still ist, erst mal miteinander aushält, dass man grade nicht gut miteinander reden kann. Still sein kann besser sein als einander anzukeifen oder zu schreien. Lieber einen Schritt zurückmachen. Aber nicht miteinander reden, auf Dauer? Weil ich darauf warte, dass der andere anfängt, die wunden Stellen bei mir zu heilen?

Meiner Erfahrung ist es nicht gut, wenn man es dazu kommen lässt. Wenn man sich anschweigt, heilt nichts. Vielleicht vernarbt was. Aber Narben bleiben, auf der Haut und auf der Seele, glaube ich, auch. Sie machen mich hart. Verletzungen und Enttäuschungen drücken sich ein. Und dann geht man in Zukunft auf Abstand. Aus Vorsicht. Aber darunter leidet die Liebe. Einander anzuschweigen kann teuer werden.

Wie findet man wieder gute Worte miteinander und füreinander?
Vielleicht, indem man einen Umweg nimmt? Also nicht gleich über das reden, wo es jetzt weh tut. Stattdessen: sich erinnern--  an Gutes.

Auf diese Idee hat mich ein altes Gebet gebracht. Da geht es auch um Liebe und Beziehung. Zu Gott. Wenn ich mit Gott überkreuz bin, dafür empfiehlt das Gebet:
„Lobe den Herrn, meine Seele, vergiss nicht, was er Dir Gutes getan hat.“

Also nicht dahin gucken, wo die Beziehung zu Gott gerade in der Krise ist, sondern auf die Basis. Was ich Gutes mit Gott erlebt habe. Sich auf diese Basis stellen und spüren, da ist ja fester Grund. Gott hat mir Gutes getan. Schon oft.

Wenn ich versuche, das auf die Liebe in einer Beziehung zu übertragen, wenn sie Schmerzen macht. Dann könnte das vielleicht heißen. Nicht sofort heilsame Worte suchen für die offenen Wunden. Einen Umweg nehmen. Zurückdenken. Vielleicht ein paar schöne Fotos anschauen und sich erzählen, was sie einem bedeuten.

„Vergiss nicht, was er oder sie Dir Gutes getan hat.“ Das könnte dann wieder zum Boden werden, mit dem man an die akute Krise gehen kann. Das gemeinsame Gute – das verbindet. Und kann vielleicht auch Kraft geben, mit der man ändern kann, was für die Zukunft wichtig ist.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24895
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