Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

„Das Leben festhalten – mit offenen Armen“ so war ein Text überschrieben, der mich gleich interessiert hat. Schon allein wegen dieser Überschrift:
„Das Leben festhalten – mit offenen Armen“? Das geht doch gar nicht. Ich kann doch nichts festhalten und gleichzeitig die Arme ausbreiten. Oder wie soll ich das verstehen? Das Leben mit offenen Armen festhalten?
Schon eine verrückte Aufforderung – aber je mehr ich darüber nachdenke, desto besser gefällt sie mir.
Durch den Widerspruch wird das Ganze sehr lebendig und provozierend. Es steckt Bewegung drin.
Zum einen soll ich das Leben festhalten. Da steht nicht mich ängstlich dran klammern, aber eben auch nicht es loslassen ... da steht, das Leben festhalten. Und wenn ich das „ Fest-halten“ auseinander nehme, dann steht da es fest halten….es gut halten.
Das bedeutet für mich, ich nehme es zu mir heran, mach es zu meinem, weiß was mir wichtig ist. Mein Leben zerrinnt mir nicht bloß zwischen den Fingern.
Ist nicht beliebig sondern kostbar.
Gleichzeitig kommt „mit den offenen Armen“ eine Haltung zum Ausdruck.
Eine Haltung die bereit ist, dieses Leben in Empfang zu nehmen. Es mir immer wieder neu schenken zu lassen. Mich auf das einzulassen, was Gott mit mir vorhat. Neugierig zu bleiben. Das, was auf mich zukommt, willkommen heißen. Vielleicht nicht immer freudig, aber in einer Haltung der Offenheit.
Wenn ich mein Leben gut zu mir herannehme, dann spür ich vielleicht auch, wenn es Zeit ist etwas loszulassen. Weil es nicht mehr so wichtig ist oder nicht mehr zu mir passt. Einfach nicht mehr das Meine ist.
Ein gutes Beispiel ist für mich dabei, die Erfahrung älter zu werden. Nicht mehr zwanzig zu sein auch nicht mehr dreißig sondern Mitte vierzig. Das ist doch noch jung, werden Ältere denken. Aber ich spür sehr deutlich, dass ich nicht mehr ganz so flink bin, weitaus weniger mutig wenn es um sportliche Aktionen geht und dass meine Spannkraft nachlässt. Das hat mich anfangs schon nachdenklich gestimmt, mich auch verunsichert. Mittlerweile kann ich diesem Alter und der ruhigeren Gangart durchaus etwas abgewinnen. Aber es braucht für mich immer wieder diesen Moment des Innehaltens. In dem ich mein Leben, - das was für mich wesentlich ist, oder Leben überhaupt ausmacht - gut zu mir heran nehme, um die Arme weit auszubreiten für das, was da noch kommen mag.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2482
weiterlesen...