Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Er ist Mathematiker mit Leib und Seele. Seit Jahren unterrichtet er am Gymnasium fast ausschließlich die Mathe-Leistungskurse der Oberstufe. Aber er ist auch engagierter Christ. Gerne nutzt er die letzte Stunde vor den Ferien um an Beispielen aus der Mathematik die Größe Gottes zu demonstrieren. Glaube und Wissenschaft sind für ihn kein Gegensatz. Im Gegenteil. Je tiefer man in die Komplexität der Materie eindringt, sagt er, desto größer wird das Staunen über die Zusammenhänge. Es kann doch nicht alles Zufall sein? Vielmehr ist unsere Welt in sich ein markanter Hinweis auf die Existenz eines genialen Schöpfers. Und einmal auf die Spur gesetzt, sagt er, entdeckt man an vielen Stellen die Handschrift Gottes. Und dann erzählt er vor der ganzen Klasse davon, was dieser Gott ihm persönlich bedeutet.

Dass ein denkender Mensch den Glauben auch heute noch ernst nimmt, empfinden viele als alles andere als normal. Aber warum eigentlich? Ich erlebe jeden Sonntag, dass im Gottesdienst zahlreiche hochqualifizierte Akademiker gemeinsam mit ganz normalen Menschen Gott mit ihren Liedern anbeten. Sie alle wollen wissen, was die Bibel zu ihrem Leben zu sagen hat, und hören deshalb interessiert der Predigt zu. Wie kann das sein? Hat die Wissenschaft den Glauben der Christen nicht längt widerlegt oder zumindest überflüssig gemacht?

Der Apostel Paulus bringt es auf den Punkt, wenn er sagt (1.Kor 1, 18-31): „Wir sind weise, wenn wir an etwas glauben, das in den Augen der Welt um uns her töricht ist“. Das klingt verrückt, wie so vieles am Glauben. In der Tat, man kann den Entschluss fassen, nicht an Gott zu glauben. Aber man kann es auch anders sehen: Wenn es einen Gott gibt, der diese Welt geschaffen hat, dann ist er auf jeden Fall größer und klüger als wir Menschen es sind. Wir werden niemals ganz hinter sein Geheimnis kommen. Wir können immer nur deuten und nachvollziehen, was wir bereits vorfinden. Wir können hinterher-denken, nach-denken. Mehr nicht. Für mich ist es nicht logisch oder gar zwingend, nicht an Gott zu glauben, denn wir werden mit unserem Verstand Gott weder beweisen noch widerlegen können.

Es gibt aber einen Zugang zu Gott, der mich überzeugt hat: Das Großartige an Gott ist nämlich, dass er nicht nur aus der Distanz zuschaut, was wir so treiben. Vielmehr ist er an unserem Ergehen interessiert und bietet an, sich intensiv ins Leben einzumischen. Wer das am eigenen Leib und im eigenen Leben erfährt, der fragt nicht mehr nach theoretischen Gottesbeweisen. Dem ist es vielmehr ein Anliegen, Gott zu danken und zu loben und mehr von ihm zu erfahren.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24750
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