Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Endlich Urlaub! Nach stressigen Wochen beginnt heute mein Sommerurlaub. Und ich vermute, bei vielen anderen ist es auch so. Am Mittwoch haben die Schulferien begonnen. Ab heute nehmen auch viele Erwachsene frei. Und als Familie geht es heute oder in den nächsten Tagen in die Urlaub.

Ich glaube, Urlaub braucht jeder. Sogar Jesus hat von Zeit zu Zeit abgeschaltet. Dann hat er seine Jünger und alle Leute, die was von ihm wollten, hinter sich gelassen. Im Matthäusevangelium heißt es einmal: Jesus „fuhr mit dem Boot an einen einsamen Ort, um allein zu sein“ (Matthäus 14,13). Das klingt ein bisschen wie Urlaub. Auch er musste die Dinge hinter sich lassen und richtig abschalten, um sich dann wieder ganz neu und erholt an die Arbeit zu machen.

Für mich ist gerade der Sommerurlaub eine ganz wichtige Zeit. Denn eins unterscheidet für mich den Sommerurlaub von allen anderen Urlauben im Jahr. An Weihnachten oder Ostern begleitet mich mein Beruf oft auch während der freien Tage: Ich denke noch an dem herum, was war. Oder ich habe schon die nächsten Aufgaben im Kopf. Im Sommer ist das anders. Da geht für mich mit dem ersten Urlaubstag tatsächlich etwas zu Ende. Da lasse ich das vergangene Jahr hinter mir. Ich schließe es ab. Und ich denke noch nicht daran, wie es nach den drei Wochen weitergeht. Das Alte ist vorbei. Das Neue kommt irgendwann. Aber dazwischen hat meine Arbeit nichts zu suchen.

Dazu gehört für mich auch ein Tapetenwechsel. Im Urlaub muss ich weg. Das muss nicht weit sein, aber es muss sein. Es fällt mir viel leichter, den Alltag hinter mir zu lassen, wenn ich nicht in meinen vertrauten vier Wänden bin. Wenn der Körper die gewohnte Umgebung verlässt, kann sich auch mein Kopf besser von den gewohnten Gedanken verabschieden.

In den letzten Jahren habe ich gemerkt: Damit ich im Urlaub wirklich abschalten kann, muss ich auch das Internet abschalten. Sonst bin ich auch im Urlaub ständig an meinen E-Mails oder auf Facebook. Oder ich surfe durchs Netz, vergleiche Preise oder lese Testberichte über die nächste Waschmaschine oder irgendetwas anderes, das ich mir anschaffen will. Das alles macht zwar Spaß, aber ich fühle mich danach nie wirklich entspannt. Oft empfinde ich die Zeit im Internet als vergeudete Zeit und als Stress. Urlaub heißt, ich kappe die Verbindung zum weltweiten Netz, das ständig etwas von mir will. Und ich habe dann mehr Zeit für anderes: meine Familie, Lesen, Gitarre spielen, Radfahren oder auch einfach mal Nichts-tun.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24680
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