Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Ein jüdischer Rabbi, ein muslimischer Imam und ein christlicher Pfarrer – was haben die gemeinsam? In Berlin haben sie bald ein gemeinsames Haus, das House of one – das „Haus des Einen“. Unter einem Dach sollen eine christliche Kirche, eine muslimische Moschee und eine jüdische Synagoge Platz finden. Ich finde, das ist eine tolle Idee.

Begonnen hat die Idee damit, dass man unter einem Parkplatz die Überreste einer sehr alten christlichen Kirche gefunden hat. Die Stadt hat daraufhin der evangelischen Kirche angeboten, den Platz wieder zu nutzen. Eine neue Kirche zu bauen, kam für die evangelischen Christen aber nicht in Frage. Davon gibt es in Berlin schon genug. Ein großes Thema in der multikulturellen Hauptstadt ist aber das Miteinander der verschiedenen Religionen. Und so hat man sich entschlossen, ein gemeinsames Haus für Muslime, Juden und Christen zu bauen. Noch in diesem Jahr soll der Grundstein dafür gelegt werden.

Ein Haus, aber drei Räume. Denn das House of one will nicht die Unterschiede zwischen den Religionen unter den Teppich kehren. Nach dem Motto: Wir glauben sowieso irgendwie alle dasselbe. „Es geht uns nicht um die Vermischung der Religion“, hat mir ein Imam in Berlin gesagt. Und das stimmt ja auch: Neben vielen Gemeinsamkeiten gibt es auch große Unterschiede. Welche Rolle zum Beispiel Jesus in den drei Religionen spielt, lässt sich nicht auf einen Nenner bringen.

Auf der anderen Seite soll das gemeinsame Haus auch zeigen: Trotz aller Unterschiede respektieren wir uns und wollen friedlich miteinander auskommen. Und: Wir wollen miteinander im Gespräch sein und uns gegenseitig kennen lernen. Deshalb hat das House of one nur einen Eingang. So begegnen sich alle, die ins Haus gehen. Und in der Mitte, zwischen Kirche, Synagoge und Moschee gibt es einen vierten gemeinsamen „Raum der Begegnung und des Lernens“. Dort sollen Kulturveranstaltungen stattfinden, die allen offen stehen: Juden, Muslimen, Christen und Menschen, die einer anderen oder gar keiner Religion angehören.

Leider steht das House of one im fernen Berlin. Aber auch hier im Südwesten gibt es Kirchen, Moscheen und Synagogen, die man besuchen kann, auch wenn sie sich nicht unter einem Dach befinden. Der Religionspädagoge Reinhold Boschki hat einmal gesagt: Wer das Gotteshaus einer anderen Religion besucht, der gewinnt Respekt vor ihr. Die Gottesdiensträume mit ihrer besonderen Atmosphäre und Ausstrahlung helfen, den anderen zu verstehen – besser als jeder Wikipedia-Artikel.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24679
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