Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Gier ist die Sucht der Unglücklichen“ – das hat die Autorin Almut Ader gesagt. Und da frage ich mich, wie unglücklich wir eigentlich sind. Aus fast allem muss scheinbar Geld gemacht werden, immer nur Geld gemacht, immer mehr Geld gemacht werden. Krankenhäuser sollen sich rechnen, die Pflege soll Gewinn bringen. Geld ist kein Tauschmittel mehr, das den gerechten Austausch von Waren regeln soll, sondern es soll sich gar selbst vermehren! Das ist grundfalsch. Und schadet dem Einzelnen wie der Gesellschaft.
Warum wehren sich eigentlich nur so wenig Menschen gegen die Tyrannei dieses entfesselten Kapitalismus? Sie meinen ich übertreibe? Ist es denn übertrieben, wenn ich es für völlig verrückt halte, dass ein Fußballer für 130 Millionen € verkauft wird? Und dass er Millionen im Jahr dafür bekommt, nur weil er gut kicken kann? Ist es denn übertrieben, wenn ich es für menschenverachtend halte, dass es Windeln gibt, die 3,7 Liter Urin aufnehmen können und alte Menschen darin verpackt werden, weil so die Pflege billiger ist? Ist es übertrieben, wenn ich es für krank halte, dass Krankenhäuser zu Wirtschaftsunternehmen gemacht werden, deren oberstes Prinzip es ist, Gewinne zu machen, statt Menschen zu heilen?
Und ist es schließlich übertrieben, dass ich es für unerträglichen Wucher halte, wenn eine 4 Zimmer-Wohnung in Tübingen 500.000 Euro kostet? Und es jungen Familien unmöglich gemacht wird, bezahlbaren Wohnraum zu finden? Damit ich nicht falsch verstanden werde: Ich habe nichts gegen das Prinzip des Kaufens und Verkaufens. Und auch nichts dagegen, Gewinne zu erwirtschaften. Und ich habe schon gar nichts gegen eine soziale Marktwirtschaft. Ich habe aber etwas dagegen, wenn das Prinzip Geld machen sich in Bereiche schleicht, in denen es nichts, aber auch gar nichts zu suchen hat. Überall dort wo es um Gesundheit und Pflege, um die Grundbedürfnisse des Menschen wie Wohnen, Essen und Trinken oder Wärme geht. Überall dort darf Geld nicht die oberste Rolle spielen. Wenn doch, dann wird dieser entfesselte Kapitalismus tödlich, wie Papst Franziskus es so hart wie treffend formuliert hat. Sie tötet die Menschenwürde und hinterlässt eine kalte Welt voll Geld, Müll und leeren Seelen.

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