Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Schwellenangst: dass man Angst hat vor einer neuen Situation – kennen Sie das auch? Ein neuer Schüler kennt das, der den Klassenraum betreten muss, gleich werden alle auf ihn schauen, wie werden sie ihn empfangen? Die Lehrerin kennt das auch – wie wird es heute gehen mit dieser schwierigen Klasse? Paare die heiraten – vielleicht gerade heute – ob sich ihre Träume erfüllen? Einer geht zum ersten Mal zum Training im neuen Verein – Schwellenangst. Manche kriegen das gut hin. Andere zögern und zögern, und sie wird immer schlimmer. Und manche kriegen sie nicht in den Griff, die Schwellenangst. Sie machen kehrt, sagen ab, trauen sich nicht.

Was hilft gegen die Schwellenangst? Zuerst einmal, dass man nicht allein ist dabei. Bis heute gibt es den Brauch, dass der Bräutigam seine Braut über die Schwelle der gemeinsamen Wohnung trägt. Dann ist der Übergang geschafft und jenseits der Schwelle beginnt das gemeinsame Leben und wird hoffentlich so schön, wie es das Brautpaar erhofft.

Nicht allein sein, beim Übergang – das hilft gegen die Schwellenangst. Deshalb ist es gut, wenn einen jemand begleitet – oder wenn ich jedenfalls weiß, dass jemand an mich denkt und auf mich wartet, dem ich erzählen kann, wie es war. Und natürlich: Wenn hinter der Schwelle freundliche Menschen sind, die sich vorstellen können, wie das ist. Am ersten Schultag, am ersten Arbeitstag, in der neuen Wohnung am neuen Ort, als Neue im Verein  - das hilft. Dann ist die Angst vor dem Anfang schnell vorbei und alles kann gut werden.

Für Christen und Juden ist der Segen Gottes etwas, das über die Schwelle hilft. Über die Schwelle aus dem Gottesdienst in den Alltag zum Beispiel. Aber damit eben auch über die vielen Schwellen, die im Alltag vor einem liegen. Am Ende eines Gottesdienstes heißt es deshalb immer: „Der Herr segne dich und behüte dich, der Herr lasse sein Angesicht über dir leuchten und sei dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden“

Das soll mir helfen, über die Schwelle zu gehen. Gott wird mitgehen, sagt mir das. Er wird mich nicht aus den Augen lassen. Er macht es hell, wo mir der Weg dunkel scheint und die Schwellen zu hoch.

Daran erinnern die Segensworte: Am Ende des Gottesdienstes, bei der Taufe, bei der Trauung, bei der Beerdigung. Immer, wenn es gilt, eine Schwelle zu überschreiten. Wer mit dem Segen Gottes geht, geht nicht allein. Vielen hilft das über die Schwellen des Lebens.

Trotzdem wird es immer auch Niederlagen geben. Mancher Anfang wird schwerer sein als gedacht. Aber Gott lässt mich nicht allein. Er hilft mir, das auszuhalten. Auch die Schwierigkeiten beim Neuanfang. Gott sei Dank.

 

 

 

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