SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Den Monat Juli mag ich besonders. Mit ihm verbinde ich herrliche Erinnerungen an meine Kindheit. Und das nicht nur, weil ich gleich zu Beginn Geburtstag habe und im Garten die wunderschönsten Blumen blühen. Um meinen Geburtstag herum haben immer die Sommerferien begonnen – und das war ein so wunderbares Gefühl. Nach den Wochen vor den Zeugnissen – habe ich mich dann immer so herrlich frei gefühlt: Jetzt beginnt erstmal eine andere Zeitrechnung – morgens ausschlafen, mit Freunden im Schwimmbad verabreden oder einfach im Garten herumliegen, „die Seele baumeln lassen“ – herrlich!
Der Juli, der siebte Monat im Jahr. 7 ist eine heilige Zahl! Und ich finde, sie passt so gut zum Juli! Denn laut Schöpfungsbericht der Bibel ist ja der siebte Tag - der Tag, an dem Gott sich von der Erschaffung der Welt ausgeruht und sein Werk betrachtet haben soll. Also ideal, wenn man im Juli Urlaub machen kann, sich ausruhen, mal zur Besinnung kommen kann. Und wenn dann das Wetter mitspielt, es sonnig und mal so richtig heiß ist, dann kann man spüren wie auch die Natur ruht, sie reift. Bis zur großen Ernte ist noch etwas Zeit...
Die Hälfte des Jahres ist schon vorüber und das macht mich auch ein bisschen nachdenklich: Was hat sich in dieser Zeit alles ereignet. Worüber habe ich mich gefreut und worüber bin ich traurig gewesen? Habe ich bisher schon einiges erledigen können von dem, was ich mir für dieses Jahr vorgenommen habe… Manches habe ich nur angestoßen, angedacht, aber das ist nicht schlimm. Denn so wie die Früchte auf den Feldern und den Obstbäumen reifen, so brauchen manche Gedanken und Pläne auch eine gewisse Zeit – bis sie reif werden. Das kann ich im Liegestuhl oder mit Blick in die Natur möglicherweise besser erkennen. Dass man einer Sache auch Zeit geben muss sich zu entwickeln.

Eine Atempause – das kann der Juli für mich sein, wenn ich mich auf ihn einlasse: Licht und Luft genießen kann – und meine Gedanken leichter werden in der Natur. Wenn ich es schaffe ganz bei mir zu sein. Manchmal am Tag, aber auch unter dem sommerlichen Abendhimmel. Der Mond steht im Juli nur knapp über dem Horizont und erscheint so besonders hell. In solch einer Juli Nacht  hat der Dichter Joseph von Eichendorf wohl folgendes erlebt:

„…Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus,
flog durch die stillen Lande,
als flöge sie nach Haus.“

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