Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Thomas Eddison hat die Glühbirne erfunden, er war einer der kreativsten Erfinder seiner Zeit. Ich war überrascht als ich neulich gehört habe, dass ausgerechnet er große Schwierigkeiten in der Schule hatte. Er passte überhaupt nicht in die Norm. Er war nicht so, wie man es von einem ordentlichen Schüler erwartete. Er konnte nicht still sitzen und sich nicht konzentrieren – hyperaktiv würde man heute sagen. Nur mit Ach und Krach hat er jedes Jahr die Versetzung geschafft. Zum Schluss flog er von der Schule.

Erwartungen begegnen uns Menschen überall. Das geht schon früh los und begleitet uns unser ganzes Leben: in der Familie, in der Schule, im Beruf, überall erwarten die anderen etwas von uns: ein bestimmtes Verhalten, eine bestimmte Eigenschaft.
Aber wer stellt eigentlich die Erwartungen auf? Wer sagt, was man tut und was nicht und wie man zu sein hat und wie nicht? Ich denke, ganz einfach: die Mehrheit. Was die Mehrheit tut, was die Mehrheit denkt, was die Mehrheit sagt, das ist normal, das ist die Norm, mit der gemessen wird. Wer davon abweicht, hat unter Umständen ein Problem.

Wie Thomas Eddison. Alles wurde anders für ihn, als er nicht mehr versucht hat, den Erwartungen zu entsprechen, sondern so gearbeitet hat, wie es zu ihm gepasst hat. Nicht still und konzentriert an einer Sache, sondern an bis zu 40 Projekten gleichzeitig. Herausgekommen sind dabei über 2000 Erfindungen, 1000 davon hat er zum Patent angemeldet.

Ganz klar: viele Erwartungen, die an Menschen gestellt werden, sind berechtigt, und keiner kann es sich leisten, die Erwartungen der anderen komplett zu ignorieren. In manchen Berufen geht das ja auch manchmal gar nicht anders. Aber ich denke, es ist wichtig, nie die Frage aus den Augen zu verlieren: Was passt zu mir? Was entspricht meiner Persönlichkeit? Wie kann ich meine Stärken leben? Viele Menschen machen eine Sache, wenn sie die Norm verlassen und ihren eigenen Weg gehen, nämlich nicht schlechter – ganz im Gegenteil - sondern eben nur anders.

Gott hat die Menschen sehr, sehr unterschiedlich geschaffen, so vielfältig wie die ganze Natur. Wie es verschiedene Pflanzen, Bäume und Tiere gibt, so gibt es auch ganz verschiedene Menschen. Und Gott liebt die Vielfalt. Ich glaube: Es kommt darauf an, herauszufinden, was meine Eigenart ist und dann zuschauen, was zu seinem Leben passt. Niemand muss sich auf das beschränken, was andere von ihm erwarten. Ich denke: Wenn wir uns von diesem Erwartungsdruck frei machen, dann kommen wir dem ein Bisschen näher wie Gott sich das mit uns gedacht hat.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2451
weiterlesen...