SWR4 Sonntagsgedanken

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Ohne das erforderliche Passwort geht heute gar nichts mehr. An meinem Computer oder am Bankautomaten, beim Einschalten meines Handys oder beim Starten des Autos, immer wieder werde ich nach dem Passwort gefragt, das mir dann das betreffende Programm aufschließt. Und wehe ich habe es vergessen oder bei all den verschiedenen Passwörtern verwechselt! Dann geht gar nichts. Es fehlt der Schlüssel!

Papst Franziskus hat in einer Ansprache betont, dass es auch für das menschliche Zusammenleben solche Passwörter gibt, Schlüsselwörter, die ein gutes Miteinander fördern und die oft gestörte Kommunikation erleichtern. Die Passwörter, von denen der Papst spricht, sind weder geheim noch für wenige reserviert, sie sind öffentlich und beim ersten Zuhören fast zu einfach: Bitte, Danke, Entschuldigung. Alltägliche Worte, aber leider oft aus dem Sprachgebrauch verschwunden. Diese einfachen Worte, so der Papst, seien die Würze in jeder Beziehung.

Wer „Bitte“ sagt, fragt einen anderen höflich, ob er in sein Leben eintreten darf. Er benimmt sich ihm gegenüber nicht wie ein Elefant im Porzellanladen sondern erweist ihm Respekt und Aufmerksamkeit. Nicht umsonst wird die Höflichkeit  Schwester der Liebe genannt. Einen anderen um etwas bitten klingt verbindlicher und herzlicher als im harschen Befehlston etwas zu fordern. Und jede Bitte zeigt wie sehr wir aufeinander angewiesen sind und uns gegenseitig brauchen und ergänzen .Keiner kann alles und hat alles und niemand genügt sich selbst.

„Danke“ ist das andere Passwort, das Wunder wirken kann. Nichts versteht sich von selber. Wie oft werde ich beschenkt. Jemand hilft mir aus der Patsche, oder springt für mich ein, womit ich nie gerechnet hätte. Ich werde von vielen in meiner Arbeit unterstützt ohne dass sie eine Gegenleistung erwarten und wie oft erfahre ich, dass sie mich akzeptieren und auch meine Schwächen ertragen. Und manche sind wirklich ein Geschenk für mich, weil sie mein Leben bereichern und ich ihnen in Freundschaft verbunden bin. Wenn ich mir es genau überlege, es gibt so viele Gründe und Anlässe, von Herzen „Danke“ zu sagen.


Es sind Allerweltswörter: Bitte, Danke, Und dann gibt es da noch ein drittes dieser Passwörter: “Entschuldigung“. Wie schnell suchen wir die Fehler und die Schuld bei anderen und reden uns heraus “ich war es nicht“. Aber es gibt keinen, der perfekt wäre, keinen, der immer nur Recht hätte und keinen, der nicht lieber/manchmal den anderen anklagt. Natürlich zeige ich eine Schwäche, wenn ich mich entschuldige, aber nur so ist Vergebung möglich, nur so kann eine Störung in unserem Zusammensein behoben werden

Bitte. Danke. Entschuldigung. Alle drei Worte kommen aus der gleichen/ein und derselben Haltung. Sie ist für jede menschliche Beziehung im privaten wie im öffentlichen Bereich ganz entscheidend. Ich meine den Respekt. Die Lyrikerin Rose Ausländer hat in einem ihrer Gedichte diese Haltung einmal so umschrieben:“ Wir wohnen/ Wort an Wort/Sag mir/ dein liebstes/ Freund/ meines heißt/ DU“

Nicht das oberflächliche und vielleicht kumpelhafte Du. Sondern das Wort, das den anderen einzigartig sein lässt, gerade weil wir Wort an Wort wohnen, das heißt, weil wir miteinander leben und sprechen, sind besonders die Worte wichtig, die uns miteinander verbinden. Schlagwörter sind dafür nicht geeignet. Schlagwörter einmal/zumal ganz wörtlich verstanden.

Was wir auf allen Ebenen brauchen ist ein respektvoller Umgang und eine respektvolle Sprache. Unabhängig ob wir zueinander Du oder Sie sagen, das entscheidende geschieht immer zwischen uns und hängt davon ab, wie wir zu einander stehen und was wir von einander denken. Ein respektvolles Gespräch ist für mich immer auch die Umsetzung der biblischen Weisung “du sollst deinen nächsten lieben wie dich selbst“ oder noch treffender ausgedrückt: „Liebe deinen Nächsten, er ist wie du.“(Martin Buber)

Diese Liebe bedeutet nicht, dass mir jeder Mensch sympathisch sein muss aber doch dass ich jedem anderen die Achtung entgegenbringen soll die ich selber für mich erwarte. Diese Achtung kann man lernen, davon bin ich überzeugt. Papst Franziskus nennt dazu die drei entscheidenden Passwörter: Bitte, Danke, Entschuldigung! Ich wünsche Ihnen einen guten/frohen/gesegneten Sonntag!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24467
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