SWR1 3vor8

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FronleichnamLesejahr A (Joh 6,51-58)) 

„Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist“, ein starker Satz, den Jesus da verkündet. Er steht im Johannes Evangelium und wird heute Morgen in den katholischen Gottesdiensten vorgelesen. Das passt zu dem heutigen Feiertag: Fronleichnam. Denn da geht es um ein besonderes Stück Brot, um die so genannte Hostie. Das Stück Brot, das Jesus darstellt. Bei der Fronleichnamsprozession wird diese Hostie feierlich durch den Ort getragen. Meist in einem besonders schönen Schaugefäß, der Monstranz. Alle sollen dieses Stück Brot sehen.

Das Fest wie auch der Name stammen aus dem Mittelalter. Fron steht für „Herr“ und Leichnam leitet sich vom mittelalterlichen Lichnam ab, was nichts anderes als Leib bedeutet. Also Fest vom Leib des Herrn. Die Prozession, das demonstrative Zeigen von diesem Stück Brot, entspricht einer Frömmigkeitsform, die im Mittelalter weit verbreitet war: Allein das Schauen auf die Hostie reicht, um Jesus, um dem Sohn Gottes, zu begegnen. Das eigentliche Abendmahl, die Kommunion, das Essen dieser Hostie trat dabei mehr und mehr in den Hintergrund. Das Schauen reichte. Das allein hat den Menschen die Kraft gegeben, aus dem Glauben heraus ihren Alltag zu gestalten. Diese Art der Frömmigkeit ist heute sicherlich nicht jedermanns Sache. Aber ich kenne Leute, die gerne in einer Kirche oder Kapelle vor einer ausgestellten Hostie beten und meditieren – oft stundenlang. Für sie ist es die Möglichkeit, diesen Jesus in ihrem Leben lebendig werden zu lassen. Und darum geht’s ja. Hauptsache, dieser Jesus wird lebendig und wichtig für mein Leben. Egal wodurch. Ob durch eine katholische Fronleichnamsprozession, eine orthodoxe Ikone oder eine evangelische Andacht mit einer herzerfrischenden Predigt. Hauptsache er wird zu einem lebendigen Brot, das mir schmeckt und das mir Kraft gibt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24443
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