Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Haben Sie heute schon gebetet? Mit einem Stoßseufzer oder einem leisen „Danke“?
Wenn Sie sich eine Anregung für’s Beten wünschen, könnten Sie den Gebetomat nutzen. Den gibt‘s tatsächlich. Ein Künstler hat ihn erfunden: insgesamt 6 Gebetomate stehen an verschiedenen Orten in Deutschland. Sie bleiben dort für einige Wochen oder Monate, dann werden sie woanders aufgebaut. Einer davon steht gerade am Stuttgarter Flughafen. Er sieht von weitem aus wie ein Passbild-Automat. Man setzt sich rein, sucht sich eine Religion aus und wählt ein Gebet. Das bekommt man dann vorgesprochen oder vorgesungen.

Draußen eilen Fluggäste zu ihrem Flieger, andere legen erschöpft die Beine hoch oder suchen ein Café. Drin im Gebetomat ist es wie eine Welt für sich. Abschalten, zur Ruhe kommen, sich neu sortieren. Indem man zuhört und mitbetet. Manche Gäste wollen auch einfach nur hören, wie in einer anderen Religion gebetet wird. Wie klingt das, wenn ein Imam betet oder eine Rabbinerin? Insofern geht es beim Gebetomat auch darum, etwas über andere Religionen zu lernen, wenn man möchte.

Gebet auf Knopfdruck, während man in einer Kabine sitzt: das muss man nicht mögen. Der Gebetomat ist von seinem Erfinder als Anregung gedacht. Natürlich geht Beten auch einfacher und vielfältiger und überall, wo ich gerade bin. Das lerne ich in der Bibel. Dort stehen 150 Psalmen. Das sind Gebete. Ich bin fasziniert, wie unterschiedlich die sind. In einem Gebet klagt jemand, was ihm zu schaffen macht. In einem anderen Gebet sprudelt die Freude aus einem Menschen heraus. Im nächsten Gebet hält jemand Gott ganz empört vor, was gar nicht geht und einfach nur noch ungerecht ist.

So kann man beten. So gerade raus, wie einem zumute ist. Vielleicht mit den altvertrauten Worten, die mir meine Oma beigebracht hat. Oder ohne viel Worte: mit einem Stoßseufzer. Oder indem ich eine Kerze für einen Menschen anzünde.

Und klar: es kann auch ein Gebet aus dem Gebetomat sein. Vermutlich ist es manchmal eine Hilfe, wenn man sich in die Worte eines anderen einklinken kann. Einfach mitsprechen. Wie auch immer ich bete: ich wende mich an Gott. An den Gott, der mich hört. Überall, wo ich bin.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24387
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