SWR1 3vor8

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Was könnte man heute schenken? Wieso heute? Naja, an Weihnachten und Ostern schenken die meisten von uns sich ja auch was. Warum also nicht an Pfingsten? Es ist ja das dritte große Fest für Christen. Also was könnte man schenken? Ich finde, ein Pfingstgeschenk muss etwas Erwachsenes sein und auch nichts Materielles. Erwachsen, weil Pfingsten ein Fest für Erwachsene ist.

In der Passage aus der Bibel, die heute in den evangelischen Kirchen erzählt wird, spürt man das:
Jesus verabschiedet sich von seinen Freundinnen und Freunden. „Ich geh jetzt endgültig weg von Euch“, hat er gesagt, „und das ist gut so. Nur wenn ich geh, habt ihr die Chance, erwachsene Christen zu werden, die auf eigenen Füßen stehen.“ Abschiede machen erwachsen. Sie setzen mich dem Leben aus. Und das macht oft Angst. Wie geht es weiter, wenn ich mich allein gelassen fühle?

Aber Jesus geht nicht einfach so. „Ihr bekommt ein Geschenk zum Abschied.“ Nichts Materielles, das man sich wie einen Talisman in die Tasche steckt. Er schenkt uns Christen seinen Geist, seinen Beistand. So drückt es die Bibel aus.

„Geistiger Beistand.“ Klingt ein bisschen altertümlich, aber was es bedeutet, das ist immer wieder schön. Haben Sie schon mal eine SMS bekommen, oder heute seltener einen Brief. Und auf einmal haben Sie gespürt wie dieses immaterielle Ding ihnen das Herz wärmt und den Kopf klar macht. Weil ihnen jemand schreibt: „Ich denk an Dich.“

So ähnlich versteh ich das mit dem Heiligen Geist, den Jesus verspricht bei seinem Abschied. Er ist Gottes ‚ich denk an Euch‘, ich bin in Euch,‘ ich gehe weiter mit Euch, ihr tappt nicht im Dunkeln.‘

So ein geistiger Beistand setzt Kräfte frei und hilft erwachsen zu leben. Das macht den Kopf frei, wenn man vorher nicht so recht weiter wusste.
Wenn man weiß, man hat so einen Beistand, ist man dem Leben nicht mehr ausgesetzt. Das Leben wird dann ein Weg mit Gott und hoffentlich auch zu ihm hin.

Und was kann ich jetzt schenken? Als erwachsenes immaterielles Pfingstgeschenk? Warum nicht auch Beistand? Irgendjemand in der Nähe kann immer Beistand brauchen. Oder man verspricht ihn sich gegenseitig: „Ich denk an Dich und wenn wir einander brauchen, sind wir füreinander da.“ Und das Gute: Beistand mit der Kraft des Geistes ist nicht beschränkt auf unsere nähere Umgebung. Geistige Kraft, Solidarität, Nächstenliebe kann Menschen überall erreichen. Grenzen überspringen. Es wäre doch schade, wenn wir uns das an Pfingsten nicht schenken.

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Aber jetzt gehe ich zu dem, der mich beauftragt hat.
Und keiner von euch fragt mich: ›Wo gehst du hin?‹ Im Gegenteil: Ihr seid nur traurig, weil ich euch das gesagt habe.

Doch ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, wenn ich fortgehe. Denn wenn ich nicht fortgehe, kommt der Beistand nicht zu euch. Aber wenn ich fortgehe, werde ich ihn zu euch schicken.
Wenn dann der Beistand kommt, wird er der Welt vor Augen führen, was Schuld ist und was Gerechtigkeit und Gericht –
Schuld: dass sie nicht an mich glauben;
Gerechtigkeit: dass ich zum Vater gehe, wo ihr mich nicht mehr sehen könnt;
Gericht: dass der Herrscher dieser Welt schon verurteilt ist.

Ich habe euch noch vieles zu sagen, aber das würde euch jetzt überfordern. Wenn dann der Beistand kommt, wird er euch helfen, die ganze Wahrheit zu verstehen. Denn er ist der Geist der Wahrheit.
Was er sagt, stammt nicht von ihm selbst.
Sondern er wird das weitersagen, was er hört. Und er wird euch ankündigen, was dann geschehen wird. Er wird meine Herrlichkeit sichtbar machen: Denn was er euch verkündet, empfängt er von mir. Alles, was der Vater hat, gehört auch mir. Deshalb habe ich gesagt: Was der Geist euch verkündet, empfängt er von mir.«

Johannes 16,5-15

 

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