Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Ich bin eine Verbraucherin. Die Wirtschaft und der Handel nennen mich so, und sie tun alles um herauszufinden, was ich möchte. Ja, sie wissen sogar, wie man mir auch noch das verkaufen kann, was ich mir eigentlich gar nicht gewünscht habe.

Verbraucher. Dieser Begriff ist eigentlich seltsam – und wenn ich mir’s recht überlege – ziemlich verräterisch.

Klar, ich muss essen, damit verbrauche ich Nahrungsmittel. Und mit jedem Atemzug Sauerstoff. Ich verbrauche sauberes Wasser, mein Herd verbraucht Strom und mein Auto Benzin. Was ich zum Leben brauche oder zu brauchen meine, das verbrauche ich auch.

Natürlich kann kein Lebewesen existieren, ohne anderes Leben zu ‚verbrauchen‘. Aber wir Menschen verbrauchen viel mehr als wir wirklich brauchen. Und sind so auf dem besten Weg, unsere Erde zu zerstören. Dabei sind ihre Ressourcen doch die Vorratskammer für alle Lebewesen, für alle Menschen und für alle Generationen.

Ich bin ein Teil von dieser Maschinerie des Verbrauchens. Das ist mir sehr bewusst. Denn auch ich will ja nicht auf all das verzichten, was das Leben heute so viel leichter und angenehmer macht als vor hundert Jahren. Trotzdem lässt mich die Frage nicht los: Auf wessen Kosten lebe ich eigentlich? Wer bekommt dafür letztlich die Rechnung? Müssen Arbeiterinnen in Bangladesch dafür bezahlen, dass ich mich an billigen T-Shirts freuen kann? Wird Regenwald abgeholzt, damit Weideflächen entstehen für unseren enormen Fleischkonsum?

Wenn ich darüber nachdenke, werde ich immer wieder ratlos. Aber dann denke ich: Ja, auch ich bin nun mal Verbraucherin. Aber wie ich das bin, das immerhin kann ich selbst bestimmen. Und da hilft mir dann oft die Frage: Brauche ich das wirklich, was ich gerade sehe und schön finde – oder folge ich nur einem Kaufreflex? Und gebrauche ich es dann auch, oder verschwindet es im Kleiderschrank, weil ich eigentlich ja schon genug davon habe?

Daran zu denken ist noch nicht besonders viel, vor allem geht es dabei ja nur um mich. Aber es ist schon mal ein erster Schritt. Aus gedankenlosem Verbrauchen kann ein bewussteres werden. Immerhin.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24294
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