Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Können Religionen eine Rolle spielen, wenn es um den Frieden auf unserer Welt geht? Das ist eine Frage, die viele gläubige Menschen beschäftigt. Nicht zuletzt deshalb, weil oft genug die praktische Erfahrung das gerade Gegenteil ist: Menschen töten sich um ihres Glaubens willen. Gott wird vereinnahmt und missbraucht, weil Menschen egoistisch denken, weil es ihnen um Macht und Geld geht. Und er, Gott, wehrtsich nicht einmal dagegen, dass sein Name dort laut ausgesprochen wird, wo Menschen in die Luft gesprengt werden. Das ist schrecklich, wo doch der Name Gottes in den Heiligen Schriften der Bibel und im Koran mit Frieden und Liebe in Verbindung gebracht wird.

Das Thema ist keineswegs neu. Bereits im 18. Jahrhundert hat Friedrich II. von Preußen sich darüber Gedanken gemacht. Er wollte verhindern, dass die Unterschiede in Glauben und Religion in seinem Staat Probleme machen. Der Alte Fritz, war ein aufgeklärter Monarch. Über seinen Glauben an Gott sagt das nichts aus, aber sehr wohl darüber wie er meint, dass die Menschen mit ihrem Glauben umzugehen haben. Von ihm stammt der folgende berühmte Satz: Die Religionen müssen alle tolerieret werden, und muss der Fiskal - also der Staat - nur das Auge darauf haben, dass keine der anderen Abbruch tue, denn hier muss ein jeder nach seiner Fasson selig werden. Friedrich der Große hat das im Jahre 1740 gesagt; es ging damals um einen Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten. Bis heute hat sein Prinzip an Bedeutung noch zugenommen. Das Prinzip der Toleranz. In der Religion geht es um Wahrheit. Menschen, die von ihrem Glauben überzeugt sind, engagieren sich dafür. Sie sagen: „So ist Gott. Das ist der richtige Weg.“ Und das ist normal so und in Ordnung. Aber keiner darf einem anderen je absprechen, dass er zu Recht das Gleiche tut. Wenn unterschiedliche Standpunkte aufeinander treffen, wird man sich austauschen und den anderen zu verstehen versuchen, man wird auch streiten, und nicht immer findet man gemeinsam die Lösung. Aber selig werden auf ihrem jeweiligen Weg, das können Evangelische und Katholische, Christen und Muslime mit dem genau gleichen Recht. Ich bin froh, dass unser Staat dieses Prinzip bis heute garantiert. Und ich werde dafür kämpfen, dass das auch so bleibt.

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