Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Kirche und Religion spielen im Leben der Jugend in Europa kaum noch eine Rolle. So das Ergebnis einer Umfrage[1], die unter anderem der SWR in Auftrag gegeben hat. Rund 200.000 Personen aus zehn europäischen Ländern haben daran seit April 2016 teilgenommen. Alle zwischen 18 und 34 Jahre alt. Das bedeutet: Die Umfrage ist repräsentativ, also ernst zu nehmen. Und sie bringt für alle, die mit Religion zu tun haben und denen sie wichtig ist, ein beunruhigendes Ergebnis zutage. 85 Prozent der jungen Erwachsenen sagen, dass sie ohne Glauben an Gott glücklich sein können. Ebenso viele geben an, kein oder kaum Vertrauen in religiöse Institutionen zu haben.

Dass das Ergebnis in Deutschland im Vergleich etwas „besser“ ausfällt, ist ein schwacher Trost für mich. Weil ich vom genauen Gegenteil überzeugt bin. Ich glaube, dass Gott wichtig ist, dass er mir hilft, mein Glück zu finden. Zum Beispiel indem ich mich darauf verlasse, dass er mich und mein Leben akzeptiert - auch die schwierigen Seiten. Die Wertschätzung, die andere mir geben, ist dann nicht alles; und das entlastet mich ungemein. Ich habe Angst davor, dass eine gottlose Welt schnell unmenschlich werden könnte, weil eben Gott mir hilft, nicht übers Ziel hinaus zu schießen. Jedenfalls fehlt ohne Gott einer, der über mir steht, der mich korrigiert, dem ich verantwortlich bin. Und zwar einer, der nicht von Menschen gewählt ist und nach menschlichen Maßstäben urteilt. Gott ist größer und mehr als alles, was es auf unserer Welt gibt. Wenn ich an ihn glaube, überlasse ich ihm das letzte Urteil in strittigen Fragen.

Junge Leute werden zuhauf mit solchen Fragen konfrontiert: Viele dürfen sich in diesem Jahr zum ersten Mal an einer Wahl beteiligen und müssen sich eine Meinung zu Personen und Sachfragen bilden: Geht es in unserem Land gerecht zu? Welcher Politiker hat das beste Programm, wenn es um den Schutz unseres Planeten und des Lebens auf ihm geht? Auch im privaten Bereich müssen junge Menschen viele und komplexe Entscheidungen treffen: der passende Partner, den richtigen Beruf, Freundschaften. Mir hat es immer geholfen, wenn ich bei wichtigen Wegmarken gefragt habe, was jetzt wohl Gott von mir will. Dann habe ich darüber meditiert und auch für die richtige Entscheidung gebetet. Wie machen das die Jungen heute? Ohne Gott? Da bleiben Fragezeichen bei mir. Denen ich nachgehen will. Denn dass die Umfrage ein Alarmsignal ist, das habe ich wohl verstanden.



[1] http://www.generation-what.de

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24186
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