Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Christenverfolgung. Man denkt ja, das gibt es gar nicht mehr. Das war einmal, damals, im alten Rom. Aber Christen werden bis heute in vielen Ländern verfolgt. In den Ländern des Nahen Ostens und in Afrika werden Kirchen zerstört, Christen werden bedroht, verfolgt und vertrieben, in China, in Nordkorea und in Vietnam. Zuletzt gab es erschreckende Nachrichten aus Ägypten – kurz vor Ostern wurden bei Anschlägen fast 50 Christen getötet und weit über 100 verletzt. Der IS hat den Christen dort in einer Videobotschaft ganz offiziell den Krieg erklärt.

Staatliche Stellen in Ägypten und auch der Groß Imam der Kairoer Universität haben die Anschläge verurteilt. Es handele sich „um einen tragischen, herzzerreißenden Verlust ägyptischen Lebens“, hat das ägyptische  Außenministerium getwittert. In der Tat: Seit dem 1. Jahrhundert gibt es Christen in Ägypten, den Islam erst Jahrhunderte später. 10% der über 90 Millionen Ägypter sind Christen. Die Christen gehören zu Ägypten, das ist eindeutig.

Aber was hilft dieser Satz? Sie werden verfolgt und getötet.
Ich staune über den Mut der koptischen Christen dort. Sie müssen mit Benachteiligungen leben. Sie müssen Angst haben vor Mordanschlägen. Trotzdem tragen sie ihre Kreuze, gehen zur Kirche und zeigen ihren Glauben. Ob ich diesen Mut auch hätte und diese Kraft? Mir fehlt der Mut manchmal schon, wenn ich mit meinen Kindern von dem reden müsste, was ich glaube oder mit meinen Nachbarn. 

Die Kopten in Ägypten gehen in ihre Kirchen, feiern Gottesdienste, leben ihre Religion. In ihrer Situation braucht allein das schon Mut, was für uns in Deutschland selbstverständlich ist.

Ich frage mich: Kann man etwas für sie tun, damit sie es leichter haben? Viele von ihnen fliehen, weil sie Lebenschancen suchen für sich und ihre Familien. Aber in Deutschland bekommen die meisten kein Asyl. Sie könnten ja innerhalb ihres Landes sichere Plätze suchen, heißt es. Aber ob es die wirklich gibt?

Hilft es ihnen, Gleiches mit Gleichem zu vergelten? Also etwa: Keine Moscheen in Deutschland, solange Christen dort in ihren Kirchen bedroht werden? Oder macht das die Gräben tiefer zwischen Christen und Muslimen? Und was ist mit den Moscheen, in denen sich Bosnier versammeln, Indonesier, Türken? Dürfte es die alle also nicht geben bei uns? Unser Grundgesetz garantiert die freie Religionsausübung. Gott sei Dank.

Was hilft den verfolgten Christen in aller Welt? Ich weiß es nicht. Ich bete für sie. Und ich hoffe, Gott kann die Herzen der Verfolger ändern.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24156
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