Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Familienfeste machen mich unruhig, sogar, wenn andere aus der Familie sie vorbereiten – und erst recht, wenn ich selber zuständig bin. Ich kann dann nächtelang nicht gut schlafen. Habe ich auch an alles gedacht? Ich meine nicht mehr, ich müsste selber kochen und backen. Aber habe ich mit dem Restaurant alles richtig abgesprochen? An die Vegetarier gedacht? Die kleinen Kinder? Sind alle ordentlich untergebracht? Braucht man Tischkarten? Und wo frühstücken wir am nächsten Tag? Wieviel Brötchen soll ich bestellen?

Ich bin hin- und hergerissen von den vielen Sorgen, die mir durch den Kopf gehen. Genau wie Marta, bei der Jesus einmal zu Gast war (Lk 10, 41-48). Von ihr heißt es ausdrücklich, sie sei von dem vielen Dienst zerrissen. Und das geht ja nicht nur bei solchen Gelegenheiten so. Jeden Tag zerrt der Alltag an einem, wenn man Beruf und Familie, Ehrenamt und Hobby unter einen Hut bringen will. Da könnte Marta genauso gut Thorsten heißen, Markus oder Fabian.

Die vielerlei Aufgaben sind anstrengend, machen einen nervös und unruhig. Und dann sagt auch noch einer: „Mach dir doch nicht so viel Arbeit! Ist doch gar nicht nötig!“ Der hat leicht reden, denke ich dann.

Jesus hat damals aber etwas anderes zu Marta gesagt: „Du hast viel Sorge und Mühe. Eins aber ist nötig“. Ja, frage ich mich auf einmal: Was ist denn wirklich nötig? Warum mache ich das alles?

Ich will doch, dass die anderen sich wohlfühlen. Dass sie gute Laune haben und sich freuen, wie entspannt wir zusammen sein können. Das sie spüren, wie sehr sie zusammen gehören und wie schön es ist, dass wir füreinander da sind.

Aber nun bin eigentlich ich es, die am wenigsten entspannt ist. Wahrscheinlich denken die anderen: Die hat so viel zu tun, da will ich mal lieber nicht stören. Weil ich so nervös bin, kann ich ihnen gar nicht zeigen, wie sehr ich mich über das Zusammensein freue.

Wie kann es anders gehen? In der Geschichte zeigt mir Marta selbst einen Weg: Sie redet. Sie redet vom Helfen, genauer, davon, dass ihre Schwester sich der Sache auch mit annehmen soll. Der Bruder könnte es wahrscheinlich auch sein, die Kinder, die Freunde.

Reden also: Schon im Vorfeld wahrscheinlich am besten. Dann geht es ohne Vorwurf. Könnt ihr mir beistehen? Was könnt ihr tun? Bei meinen erwachsenen Kindern sehe ich, wie gut das geht, wenn alle zusammen helfen. Ich bin oft ganz überrascht, wie sehr auch die jungen Väter begreifen, was jetzt geschehen sollte. So macht schon das Vorbereiten Spaß. Und schließlich haben alle Freude an dem gemeinsamen Fest – auch Marta.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24155
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