SWR1 Begegnungen

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„Musik – das ist keine Arbeit! Das ist wie ein Gespräch!“

Ich treffe mich mit Franz Stüber. Der 27-jährige ist ein etablierter
Jazz-Musiker und Dirigent eines Kirchenchores. Seit 7 Jahren leitet er den katholischen Kirchenchor Cäcilia in Bingen-Büdesheim. Ein Jazz-Musiker,
der einen Kirchenchor leitet? Geht das zusammen? Franz Stüber sieht das gelassen.

Diese Möglichkeiten, die sich da bieten, mit ner Gruppen einen Klang zu produzieren, hat mich immer gereizt. Was dann entstanden ist, ist vielmehr
die Freude, zu sehen, dass die Menschen gerne zusammen kommen, beisammen sitzen und Musik machen.

Wie fast alle Kirchenchöre ist auch der Kirchenchor Cäcilia überaltert. Es gibt kaum junge Sängerinnen und Sänger. Mit 27 Jahren ist Dirigent Franz Stüber der jüngste.

Wird natürlich drüber gelacht: Könnte ja auch mein Enkel sein. Das ist eine nette Stimmung. Wir lernen ja von den Alten, wir Jungen, das passt auch in diesem Chor. Es ist schön, diese Gemeinschaft zu erleben.

Franz Stüber lebt in Mainz, ist aber in Heidenfahrt bei Bingen groß geworden. Nach seinem Musik-Studium war klar: Von der Musik kann er nicht leben. Jetzt studiert er Informatik und macht nebenher Musik. Die Liebe zur Musik ist ihm in die Wiege gelegt worden.

Mein Urgroßvater, der hieß auch Franz, der hat in Heidenfahrt die „Harmonie“ geleitet, das war ein Männerchor, damals gab’s ja nur Männerchöre, glaube ich. Meine Mutter selbst ist Künstlerin, bildende Künstlerin, und hat auch ne Malschule, gibt also auch gerne weiter, was sie gelernt hat. Und mein Vater hat Klavier gemacht, gespielt, gesungen, auch mit ner Band – inspirierend, viel Musik im Haus, immer.

Und wenn ein Klavier im Wohnzimmer steht, klimpert da immer einer drauf rum – die Eltern, die Geschwister, und der kleine Franz.

Ich habe immer mitgesungen, wenn irgendetwas irgendwo lief. Konnte keine Noten lesen, konnte vielleicht auch gar nicht sprechen, aber Summen war schon immer in mir drinnen. Das war klar, dass ich das Angebot - Heidesheim hat schon immer nen Kirchenchor, den Jugendchor – dass ich da mal irgendwann reinkomme und mitsinge. Das waren die Anfänge, die mich inspiriert haben, da dranzubleiben. Und dieser Chorleiter hat mir auch geraten, diese Ausbildung zum Dirigenten zu machen.

Franz Stüber ist Musik-Profi, arbeitet aber mit Sängerinnen und Sängern, die das als Hobby betreiben. Das stelle ich mir mitunter sehr anstrengend vor.

Es ist ja keine Arbeit, die man verrichten muss. Keine Last. Es ist wie ein Gespräch – keine Diskussion! – es ist einfach Schönes, was passiert. Gerade, wenn ich selbst Musik mache oder improvisiere, verliere ich mich in dem Moment, der gerade ist. Da gibt es keine Vergangenheit, keine Zukunft, sondern das Hier und Jetzt. Das ist ziemlich schön, das ist für mich Musik. 

Ob man mit der Musik auch Gott nahe kommen kann, und wie das Lieblings-Kirchenlied von Franz Stüber heißt, dazu mehr nach dem nächsten Titel.

„Vielleicht kommt man am Nächsten zu Gott, wenn man Musik macht!“

Franz Stüber ist ein junger Kirchenchorleiter aus Mainz. Studiert hat er Musik, doch davon leben kann er nicht. Jetzt ist er auf dem Weg, Informatiker zu werden.  Wir  reden über seine Arbeit als Leiter eines Katholischen Kirchenchores, dann über Gott und die Welt. Kann man in der Musik religiöse Erfahrungen machen, frage ich ihn. Für eine Antwort muss er lange überlegen. 

Es reißt einen ein Stück weit raus aus dem Alltag, aus dem normalen Geschehen. Da kommt man in eine andere Gemeinschaft, in ein anderes Feld. Man könnte vielleicht sagen: Gott nahe! Ich glaube nicht, dass man dem näher kommen kann. Es ist für mich in jedem Fall eine religiöse Erfahrung.

Franz Stüber gibt in unserem Gespräch  offen zu, über den „Gott in der Musik“ noch nicht allzu oft nachgedacht zu haben. Musik? Das ist keine Frage. Aber Gott?

Ja, wer ist Gott? Wenn man das wüsste, könnte man das einfach beantworten. Gott ist allgegenwärtig! Vielleicht kommt man am Nähesten zu Gott, dass man bewusst lebt, bewusst Musik macht.

Das möchte Franz Stüber in seinem Leben irgendwie hinbekommen. Fertige Antworten liegen ihm fern, auch in Sachen „Gott“. Da bleibt er weiter auf der Suche. -  Dann frage ich ihn nach seinem Lieblings-Kirchenlied, und das geht dann ganz schnell:

Obwohl ich katholisch bin: Geh aus mein Herz und suche Freud. Das finde ich sehr schön, weil es so auffordert, das Schöne zu sehen,  was eigentlich grade passiert – die Blumen, die Vögel, die Bäume. Das leitet dazu an, das auch auf alles andere anzuwenden: Das Glück zu akzeptieren, das man eigentlich immer hat, die Schönheit. Deswegen finde ich das ne sehr schöne Aufforderung.

Musik zu machen, Musik zu hören – das macht Franz Stüber glücklich. Jeden Tag. Ein Leben ohne Musik?

Wenn mir jetzt die Musik weggenommen würde, wenn ich taub werden würde zum Beispiel, dann würde ich mir was anderes suchen. Wo ich glücklich sein kann.

Im Sommer wird jetzt erst Mal geheiratet. Der nächste wichtige Schritt im Leben von Franz Stüber. Mit der Arbeit als Dirigent will er einstweilen weitermachen. Und hat neue Pläne – irgendwann will er eine Musikschule aufbauen.

Ich bin noch nicht zufrieden, wie ich das mache. Ich möchte viel mehr auf en einzelnen Menschen eingehen, weil das ist so interessant, was jeder eigentlich zu bieten hat. Das möchte ich rauskitzeln.

Vielleicht klappt das ja mit der Musikschule und mit Franz Stüber als Schulleiter. Was man im Leben lernen durfte, das muss man weitergeben. Am Tag an junge Leute, am Abend ganz gerne an Sängerinnen und Sänger eines Katholischen Kirchenchores.

 

(www.franzband.de)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24136
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