SWR3 Gedanken

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„Ich bin ein Franzose“. Mit stark französischem Akzent singt der junge Mann im vollbesetzten TGV fröhlich vor sich hin. Die anderen Fahrgäste lächeln amüsiert. Wir sind auf der Fahrt von Frankfurt nach Paris. Der junge Mann gehört zu einer französischen Schülergruppe, die auf Exkursion in Deutschland war. Nun sind sie auf der Heimreise. Ich schaue mich im Zug um. Deutsche und Franzosen sitzen da. Auf den Plätzen neben mir ein Pärchen, dass sich auf Spanisch unterhält. Weiter hinten höre ich Menschen, die Englisch miteinander reden. Halb Europa, versammelt in diesem einen Zug. Großartig. Es sind vor allem die Jungen, lese ich später, die sich heute für dieses Europa begeistern. Junge Menschen, für die Grenzen immer unwichtiger werden. Franzosen, Niederländer, Spanier oder Deutsche wollen sie schon bleiben aber trotzdem Europäer sein.

Vielleicht haben die jungen Franzosen ja von ihrem großen Landsmann Robert Schumann gehört. Den Vater Europas nennt man ihn heute. Vor über 53 Jahren ist er gestorben. Ein bescheidener, liebenswürdiger Mann mit einer großen Vision: Nach all den mörderischen Kriegen wollte er aus früheren Erzfeinden ein gemeinsames Europa machen. Es ist ihm gelungen. Was Schuhmann damals angetrieben und Kraft gegeben hat, war nicht zuletzt sein tiefer Glaube. Er war zutiefst überzeugt davon, dass kein Volk besser oder schlechter ist. Dass vielmehr jeder Mensch vor Gott das gleiche Recht und die gleiche Würde hat. Und das Frieden sich nur bewahren lässt, wenn Menschen zusammen kommen und voneinander lernen.

Ob die jungen Leute im Zug das auch so empfinden, weiß ich nicht. Sie leben einfach Schumanns Vision und das macht mir dann doch wieder Hoffnung – für Europa.

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