Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Manche Worte Jesu sind alles andere als leichte Kost. Eines davon ist für mich die Rede vom Weizenkorn:

„Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, treibt es kein einziges Korn.“ … Das ist wohl wahr. Gleichzeitig friert es mich, wenn es da heißt: …und stirbt.

Was könnte mit diesem Sterben gemeint sein? Vielleicht: wenn das Korn nicht ausgesät wird, ist eines sicher: es wächst nichts – absolut nichts. Wenn es dagegen in die Erde gegeben wird, dann kann was daraus wachsen und werden. Übertragen auf mein Leben bedeutet das für mich: Ich muss mein Leben riskieren, das was ich bin und habe an Talenten auf den „Acker“ der Welt einbringen.

Meinen Teil dazu beitragen, dass menschliches Miteinander und Leben gelingen kann. Auch wenn mir dabei manchmal mulmig zu Mute ist, ob das was taugt, ob ich gut genug für die Aufgabe bin…oder was sonst noch für innere Bremser mich zurückhalten wollen.

Der Dichter Rainer Kunze hat dieses innere Ringen für mich einmal sehr treffend ausgedrückt wenn er schreibt:

Ich halte ein Samenkorn in der Hand.

Mein einziges Korn.

Sie sagen, ich soll das Korn in die Erde legen.

Ich muss mein Korn schützen,

mein einziges Korn.

Ich habe nie erlebt, dass es Frühling gibt.

Sie sagen, es wächst neues Leben aus dem Korn.

Ich verliere mein Korn,

mein einziges Korn.

Ich habe nie erlebt, dass es Frühling gibt.

Sie sagen, ich muss mein Korn riskieren,

mein einziges Korn.

Aber ich habe nie Frühling erlebt.

Mein Geliebter sagt: Es gibt Frühling!

Ich lege mein Korn in die Erde.

Mein Geliebter sagt: es gibt Frühling! – Ich lege mein Korn in die Erde.

Das ist der Dreh- und Angelpunkt (für mich). Wenn ich dem vertrauen kann, der mir sagt es gibt Frühling und so anfange zu glauben, dass es Frühling gibt - dann überwinde ich mein Zögern und meine Angst.

Und wenn dieser Geliebte Gott ist, der mir zusagt, es gibt Frühling oder anders ausgedrückt: Auferstehung - ewiges Leben, dann möchte ich versuchen unverzagt mein Korn, das was an Leben in mir steckt, einzubringen. Meinen Teil beitragen, das was mir möglich ist zu tun, damit das, was in mir angelegt ist, fruchtbar wird - auch für andere.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23929
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