Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Ein Fastenkalender der evangelischen Kirche hat dieses Jahr das Motto:

 „Augenblick mal! sieben Wochen ohne – „sofort“.“

 „Ohne sofort“ – das spricht mich an. Es lädt mich ein: innezuhalten und meine Alltagsgewohnheiten unter die Lupe zu nehmen. Gas wegnehmen und erst einmal durchatmen, bevor ich von einem Termin zum nächsten hetze. Oder was mich in den letzten Jahren zunehmend auf Trab hält, mich nicht unter Druck zu setzen eine E-Mail sofort beantworten zu müssen. Auch nicht in den nächsten zwei Stunden sondern womöglich erst am nächsten Tag, dann wenn ich darüber geschlafen habe.

Vielleicht kennen Sie aus ihrem Alltag ähnliche Situationen. Diesen spürbaren Druck, alles am besten gleich ohne Verzögerung erledigen zu müssen. Klar wird es nicht besser, wenn ich anstehende Arbeiten oder Gespräche ständig vor mir herschiebe. Aber ob immer alles sofort sein muss? Wieviel Druck mache ich mir selber, wo wird er von außen an mich herangetragen? Gesund ist es nicht, ständig unter Strom zu stehen. Manche Entscheidung wäre mit einer Nacht darüber schlafen besonnener ausgefallen. Manches unbedachte und verletzende Wort, hätte ich nicht ausgesprochen, wenn ich einen Moment länger überlegt hätte. … Angeregt durch dieses: „7 Wochen ohne sofort“ bitte ich in diesen Tagen immer wieder mit den Worten eines irischen Gebets:

„Mach mich langsam Herr. Verlangsame, bremse mich.

Beruhige die schweren Stöße meines Herzens durch die Besänftigung meiner Gedanken. Festige mich mit der Vision vom ewigen Maß der Zeit. Gib mir,

mitten in der Zerstreuung meiner Tage, die Ruhe der immerwährenden Hügel. Löse die Spannung meiner Nerven mit einem Blick auf den sanften Fluss der Ströme. Hilf mir, die wiederbelebende Kraft des Schlafes zu erfahren und lehre mich die Kunst, Ein-Minuten-Urlaube zu nehmen.

Mach mich langsam, um auf eine Blume zu schauen, mit dem Freund zu plaudern oder ein paar Zeilen in einem Buch zu lesen. Erinnere mich jeden Tag, dass mehr zum Leben gehört als seine Geschwindigkeit zu erhöhen. Lass mich in die Zweige der großen alten Bäume schauen und wissen, dass sie langsam und gut gewachsen sind.

Mach mich langsam Herr und beseele mich, so dass ich meine Wurzeln in den Boden senke bis hin zu den bleibenden Werten des Lebens. Damit ich wachsen darf, den Sternen meiner größeren Bestimmung entgegen.

Mach mich langsam Herr, mach mich langsam, bremse, beruhige mich. Amen“.

Irisches Gebet  (Stephanusbote der Gemeinde St. Stephanus Wasseralfingen)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23927
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