Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Am Spiegel eines Cafés in Lindau hängt ein Text der Schauspielerin Audrey Hepburn – eine Art Schönheitsrezept, das der Wirt seinen Gästen empfiehlt und das ich so wunderbar finde, dass ich es Ihnen heute weitergeben möchte:

Auf Deutsch heißt es ungefähr so:

Um selbst schöne Augen zu bekommen, schau stets auf das Gute im Anderen

Um einen schönen Mund zu bekommen, sprich freundliche, wohlwollende Worte,

Und um aufrecht und mit Grazie durchs Leben zu gehen, sei gewiss, dass Du nicht alleine unterwegs bist.

Sehr schöner Text, habe ich gedacht und tiefgründiger als es im ersten Moment erscheinen mag.

Warum – vielleicht weil Audrey Hepburn dabei etwas auf den Kopf stellt, uns zu einem Blickwechsel anregt. Nicht die perfekte Kosmetik, das was ich von außen auf Lippen und Augen gebe macht schön, sondern mit welcher inneren Haltung ich auf etwas schaue oder über jemand spreche.

Schönheit die von innen kommt, also? Da ist etwas dran, meine ich. Wenn ich freundlich auf etwas oder jemand schaue, verändert dies meinen Blick. Er wird offen, vielleicht sogar strahlender – anders wie wenn ich abweisend schaue oder verächtlich die Augenbrauen hochziehe.

Was den Mund oder die Lippen anbelangt mag das ähnlich sein. Wenn ich mich bemühe freundlich und wohlwollend zu sein, das was gut und schön ist auch benennen kann, dann macht das was mit mir und mit meinem Gegenüber. Dagegen vergiftet es die Atmosphäre, wenn ich nur grantig bin und ständig schimpfe oder mit Gott und der Welt hadere. An einer Stelle im Matthäusevangelium sagt Jesus: „Was aus dem Mund herauskommt, nicht das was er zu sich nimmt, macht den Menschen unrein.“ (Mt 15,11) Er meint damit, wenn ich jemand verleumde, bösartig beschimpfe, abwertend beurteile, dann beschädige ich nicht nur den anderen sondern auch mich selbst.

Manchmal erschreckt es mich, wenn ich Menschen sehe, deren Mundwinkel nur noch nach unten weisen. Ich maße mir nicht an, über deren Leben und Schicksal urteilen zu wollen und sicher hat der eine oder andere schlimmes und verletzendes erlebt. Andererseits frage ich mich, wie ich dem entgegensteuern kann, selbst schmallippig zu werden und vergrämt zu sein? – und da scheint es mir hilfreich zu sein, dem weisen Rat Audrey Hepburns zu folgen und alles was gut  und schön ist auch zu benennen. Freundlich zu meinen Mitmenschen zu sein, mit Lob und Komplimenten nicht zu geizen. Ich glaube, dass das viel bewirken kann, wenn es nicht aufgesetzt ist sondern tief von innen kommt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23926
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