SWR2 Lied zum Sonntag

SWR2 Lied zum Sonntag

Eine Position beziehen und die auch dann durchhalten, wenn es schwerfällt. Wenn es sogar gefährlich werden kann. Zum Glück wird das nicht jeden Tag von mir gefordert! Aber wenn, dann ist es gut, wenn ich dabei ein Vorbild habe, an dem ich mich orientieren kann. Für Friedrich Bodelschwingh, den Dichter unseres heutigen Liedes „Nun gehören unsere Herzen …“ war das Jesus. Jesus am Kreuz, obwohl das Kreuz doch eigentlich das Ende ist!

Musik 1         Nun gehören unsere Herzen

Das Geheimnis Gottes, das ist ein entscheidendes Wort in diesem Lied. Jesus hat dieses Geheimnis am Kreuz gesehen. Das Geheimnis eines neuen Lichtes. Wenn alles nur dunkel scheint, wenn scheinbar gar nichts mehr geht – kann ich dieses Licht dann auch sehen?
Bodelschwingh war davon überzeugt. Er war der Leiter der diakonischen Anstalten in Bethel. Seit 150 Jahren werden dort geistig behinderte und psychisch kranke Menschen betreut. Doch während des Nationalsozialismus galten diese als „lebensunwert“ und sollten getötet werden. Dagegen hat sich Bodelschwingh gewehrt. Dabei hat ihn der Blick auf Jesus am Kreuz geleitet. Jesus, der tatsächlich ermordet wurde. Im gekreuzigten Jesus hat Bodelschwingh gesehen, wie Gott standhält. Wie Gott beharrlich seine Liebe gegen allen Hass und alle Gewalt setzt.

Das ist das „Gericht“, von dem das Lied spricht. Das Gericht über aller Menschen Schuld. Auch über Lüge und Mord. Das Urteil in diesem Gericht ist ein anderes als das Mordurteil über Jesus oder über Kranke und Behinderte. Gott als der Richter sagt: Ich schenke euch einen neuen Anfang. Ich lasse in eurer dunklen Welt mein Licht aufgehen.

Musik 2         Nun gehören unsere Herzen

Standhalten. Beharrlich auf die Liebe setzen, gegen Hass und Gewalt, gegen Lüge und Unbarmherzigkeit. Das kann heute zum Beispiel bedeuten, sich für Flüchtlinge einzusetzen. Dabei muss ich heute nicht gegen einen verbrecherischen Staat kämpfen. Aber gegen Vorurteile und wütende Vorwürfe. Und manchmal gegen Entscheidungen von Behörden, die ich für willkürlich oder sogar für rechtswidrig halte. Dann muss ich Position beziehen. Ich schaue dabei auf Jesus, auf den Mann von Golgatha. Er macht mir Mut und Hoffnung. Er lässt mich Licht sehen, auch in der dunklen Welt.

Musik 3         Nun gehören unsere Herzen

Mitten im Tod zeigt Jesus den Weg zum Leben. In der letzten Strophe des Liedes heißt es: „Die begnadigte Gemeinde sagt zu Christi Wegen: Ja! Ja, du machst einst alles neu.“ Das bleibt die Hoffnung. In dieser Hoffnung kann ich mir wie Bodelschwingh ein Beispiel an Jesus nehmen und mich auf den Weg machen. Voller Vertrauen auf Gottes beharrliche Liebe. Das gibt mir Kraft, auch dann durchzuhalten, wenn ich angefeindet werde. Wenn ich mich hilflos und allein fühle. Denn ich bin ja nicht allein.

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Musiktitel 1: Nun gehören unsere Herzen
Interpreten: Gerhard Schnitter, Das Solistenensemble, CD: Die größten Choräle aus fünf Jahrhunderten, CD 2, Track 11, Hänssler Musik
Labelcode: 07224

Musiktitel 2: wie zuvor, 3. Strophe

Musiktitel 3: Nun gehören unsere Herzen
Interpreten: Joe Kienemann Trio, CD: Pray Jazz, Track 11, village pond records 2010
Labelcode: 13511

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