Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Dass Jesus das alles wirklich so gesagt hat – woher wollen Sie das wissen?“ hat mich ein Mann gefragt. Er kannte sich ziemlich gut aus, denn er wusste: „Aufgeschrieben haben sie das alles doch erst 30 oder gar 50 Jahre nach JesuTod. Und dann immer wieder übersetzt und abgeschrieben. Da gibt es so viele Fehlerquellen. Wie kann man da sicher sein, dass Jesus das wirklich so gesagt hat?“

Konkret ging es um einen Satz von Jesus: „Wer seine Hand an den Pflug legt und zurückschaut, der eignet sich nicht für das Reich Gottes“ (Lk 9, 62) Der hat dem Mann nicht gepasst. Widerspruch! hat er gesagt: „Wer nicht zurück schaut, der lernt auch nicht aus der Vergangenheit.“. Und dann noch. „Wer vergisst, was war, der wird am Ende für dumm verkauft.“

Der Mann wollte offensichtlich nicht hören, was nicht zu ihm passt. Schon gar nicht von Jesus. Klar, er hätte einfach sagen können: Jesus – interessiert mich nicht. Aber das konnte er offensichtlich nicht. Deshalb misstraut er der Überlieferung. „Das kann doch nicht sein, dass Jesus das gesagt hat. Das ist sicher falsch überliefert.“ Also brauchen wir uns nicht darum zu kümmern. So habe ich den Mann jedenfalls verstanden.   

Hat er nicht Recht? Kann man sich darauf verlassen, was von Jesus in der Bibel erzählt wird?

Ich glaube schon, dass man sich auf das verlassen kann, was die Augenzeugen von damals weiter erzählt haben. Jesus war ein wandernder Lehrer und hatte Schüler, seine Jünger. Und in den Religionsschulen seiner Zeit lernte man auswendig, was bewahrt werden sollte. Das war ziemlich zuverlässig. Die Schüler kontrollierten sich ja gegenseitig. Mit einer schlampigen, unzuverlässigen Überlieferung wäre keiner durchgekommen.

Aber natürlich: Jeder, der etwas erzählt und weitergibt, gibt immer auch sein eigenes Verständnis weiter. Man kann ja nur weiter geben, was man selber begriffen und verstanden hat. Auch die ersten Christen haben die Worte von Jesus so weitergegeben, wie sie sie verstanden haben und wie sie ihnen geholfen haben. Vermutlich haben sie manchmal mit eigenen Worten unterstrichen, was sie verstanden haben. So haben sie es dann weiter erzählt, damit es auch anderen helfen kann. Nach ein paar Jahren hat man das dann aufgeschrieben und schriftlich fixiert.

Ich meine deshalb: Man muss alles zusammen sehen, was von Jesus erzählt wird. Und – möglichst mit anderen zusammen – nach dem Zusammenhang fragen und nach dem Sinn.

Aber eines, finde ich, geht nicht. Man kann nicht sagen: Das passt mir nicht – also zweifle ich an, dass  Jesus es  gesagt hat. Denn so lernt man nichts dazu.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23786
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