Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Menschen, die sich fürchten, werden kleinkariert. Ängstlich, misstrauisch, unfreundlich, abweisend und verletzend. Die Angst frisst die Seele von Menschen, die sich fürchten.
Dass Angst unnötig ist, wird man nicht sagen können, gerade auch in diesen Wochen und Monaten nicht. Muss man die Angst also ertragen, die einen klein macht? Oder kann man etwas dagegen tun??

Versicherungen versuchen, einem die Angst zu nehmen. Man kann sich gegen alles Mögliche versichern. Aber das heißt ja nicht, dass einem nichts passiert. Es heißt aber jedenfalls, dass die Versicherung Geld verdient. Manche Politiker versprechen, aus der Welt zu schaffen, was den Menschen Angst macht: Sie suchen Schuldige und fordern: Die müssen weg! Wahrscheinlich ist das einfacher, als die eigentlichen Probleme zu bekämpfen.

Früher war alles besser sagen manche. Für die Angst stimmt das nicht. Früher hatten Kinder Angst vor ihren Lehrern, Leibeigene vor dem Grundbesitzer. Menschen hatten Angst vor der Willkür der Polizei, sie hatten Angst, in die Hölle zu kommen. Und die Angst hat die Menschen klein gemacht, verzagt und mutlos.

Der Glaube der Christen fängt damit an, dass Menschen hören: Fürchtet euch nicht! Als Jesus geboren wird, ist das das erste, was verängstigten Hirten gesagt wird. Und Jesus selbst hat das später immer wieder den Menschen gesagt, die Angst hatten, ihm zu vertrauen. Fürchtet euch nicht, hat er ihnen gezeigt. Gott ist barmherzig. Er verzeiht denen, die Fehler gemacht haben. Er richtet die auf, die meinen, dass sie nichts wert sind. Er lässt die nicht fallen, die traurig sind, verzagt und ängstlich. Er steht denen bei, die sonst niemanden haben, der für sie einsteht. Er nimmt die in Empfang, die sterben müssen. Bei ihm finden sie neues Leben.

Ich glaube das. Und ich finde: Das hilft gegen die Angst. Es schafft die Probleme nicht aus der Welt. Aber es hilft, mitten in der Angst Mut zu schöpfen. Ich kann meine Meinung sagen, auch wenn viele anders denken. Ich kann Entscheidungen fällen ohne Angst, dass es falsch sein könnte. Ich kann Niederlagen ertragen, weil Gott die Verlierer nicht fallen lässt. Ich kann dem Tod entgegen gehen ohne Angst: Da drüben erwartet mich Gott. Warum sollte ich mich fürchten?

Angst essen Seele auf. Aber „weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächten noch Gewalten weder die Ereignisse der Gegenwart noch die der Zukunft oder andere gottfeindliche Kräfte können uns von der Liebe Gottes trennen.“ (Rö 8, 38f) So hat Paulus ausgedrückt, worauf Christen vertrauen. Ich finde: Das macht die Seele groß.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23783
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