Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Männer sind schnell beleidigt, heißt es. Und ich glaube da ist was dran. Männer fühlen sich leicht in ihrer Ehre gekränkt. Ich gebe zu: Mir geht das auch manchmal so. Deshalb habe ich mir die Postkarte auch sofort gekauft, die ich in einer Buchhandlung entdeckt habe. Darauf steht: „Lieber Gott, mach, dass ich nicht immer gleich beleidigt bin.“

Denn Beleidigt-Sein ist doof. „Einen beleidigten Mann kann ich einfach nicht mehr ernst nehmen“, hat jemand im Internet geschrieben. Und genauso geht es mir ja auch: Beleidigt-Sein ist kindisch und hilft nicht weiter. Das Problem ist nur: Man kann sich nicht so einfach dagegen entscheiden. Beleidigt-Sein kommt einfach so über einen. 

„Lieber Gott, mach, dass ich nicht immer gleich beleidigt bin.“ Ich finde: Es macht Sinn, dass dieser Wunsch als Gebet formuliert ist. Denn ich glaube: Gott kann mir tatsächlich dabei helfen.

Wenn man beleidigt ist, dann fühlt man sich vom anderen abgewertet. Aber eigentlich möchte ich ja anerkannt und gelobt werden. Darum geht es – jedem Menschen und besonders anscheinend uns Männern. Die anderen sollen erkennen, was ich alles leiste und was ich bin. 

Und da kommt für mich Gott ins Spiel. Denn diese wichtige Frage „Woher bekomme ich Anerkennung?“ hat Gott eigentlich schon beantwortet: „Bei mir“, sagt er. „Du bist in meinen Augen wertgeachtet und herrlich“ (Jesaja 43,4), sagt Gott zu jeder Frau und auch zu jedem Mann. So steht es in der Bibel beim Propheten Jesaja. „Du bist in meinen Augen wertgeachtet und herrlich“. Wenn ich das ernst nehme und darauf vertraue, dann brauche ich mir Anerkennung nicht mehr ausschließlich von anderen Menschen zu erwarten.

Jesus war ein Mann, der von der Anerkennung Gottes gelebt hat. „Du bist mein lieber Sohn, dir gilt meine Liebe“ (Markus 1,11) hat Gott zu ihm gesagt. Darauf hat Jesus vertraut. Es ist ihm deshalb nicht darum gegangen, von anderen Menschen geliebt zu werden. Er konnte Unrecht beim Namen nennen und hatte keine Angst, sich damit unbeliebt zu machen. Und es ging ihm nicht immer um sich. Er konnte auf die anderen achten, darauf, wie es ihnen geht und was sie brauchen. Beleidigt war er anscheinend nie, jedenfalls steht nichts davon in der Bibel. 

Deshalb könnte man das Gebet auf der Postkarte erweitern, finde ich. Vielleicht so:
„Lieber Gott, mach, dass ich nicht immer gleich beleidigt bin. Ja, ich brauche Anerkennung. Erinnere mich, dass ich sie von Dir bekomme und von den Menschen, die mich lieben.

Mache meinen Blick frei für die Menschen, denen ich heute begegne und dafür, was sie brauchen.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23734
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