Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Gibt es eigentlich ein Leben nach Weihnachten?“ fragt die Gans den Pfarrer. Zu sehen ist das auf einer Postkarte, die ich vor ein paar Tagen bekommen habe.

„Gibt es ein Leben nach dem Fest?“ Gute Frage, finde ich. Bei mir ist die Luft ein bisschen raus. Das Fest war schön. Und jetzt?

Ich schaue ein bisschen wehmütig meinen Weihnachtsbaum an und überlege schon, wie ich ihn im Januar entsorge. Die Krippe werde ich auch irgendwann wieder einpacken.

Aber eigentlich ist das ja normal, dass nach einem Fest wieder der Alltag kommt. Damals, am ersten Weihnachtsfest, sind am Ende auch alle heimgegangen. Die Hirten haben sich wieder um ihre Schafe gekümmert, die Weisen aus dem Morgenland sind nachhause gewandert und auch Maria und Josef haben ihre Sachen gepackt. Aber eines ist ihnen doch geblieben, glaube ich: nämlich das Staunen darüber, dass Gott gerne klein ist. Ein Gerne-Klein sozusagen. Das ist etwas, was mich auch nach dem Fest noch berührt: Gott bleibt nicht in sicherer Entfernung zu den Menschen. Er kommt ihnen lieber ganz nah. Er bekommt mit, wie es bei den Menschen zugeht und geht deswegen zu ihnen hin.

Die Hirten hatten erlebt: „wir kleinen Leute sind wichtig, wenn Gott gerne klein ist.“ Sie haben sich von Gott beschenkt gefühlt: angesehen und ernst genommen. Davon haben sie nachher anderen erzählt. Sie haben auf ihre Weise etwas weitergeschenkt und anderen etwas gegeben: etwas von der Herzenswärme, die sie erlebt hatten. Etwas von dem Licht, das sie bekommen hatten.

Und die Weisen: die haben auf ihrem Heimweg mal eben dem mächtigen König Herodes getrotzt. Der hatte Übles vor und wollte sie vor seinen Karren spannen. Das haben sie nicht mit sich machen lassen. Sie wollten sich lieber für den „Frieden auf Erden“ einsetzen. Darum sind sie ihren eigenen Weg gegangen.

Von den Hirten und den Weisen lerne ich, wie es nach dem Fest weitergehen kann. Sie haben über das gestaunt, was sie da erlebt haben. Danach haben sie es nicht einfach vergessen. Bei ihnen hat sich etwas geändert.

Also mache ich mich jetzt selbst auch auf den Heimweg. Zurück vom Fest in meinen Alltag. Wie die Hirten will ich versuchen, anderen etwas weiterzuschenken von dem, womit ich mich beschenkt fühle. Und wie die Weisen will ich mich für den Frieden einsetzen – im Großen wie im Kleinen. Egal, was andere darüber sagen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23402
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