Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Gute Vorsätze sind gut dazu geeignet, dass man sie ändert. Und das habe ich mir vorgenommen. Zum Beispiel, was das Beten betrifft. Eigentlich bete ich viel zu wenig, winke oft meinem Gott von weitem zu und sag ihm im Vorübergehen, dass ich einfach keine Zeit hab jetzt, aber dass alles bleibt wie es ist zwischen uns.

Und wenn ich dann endlich mal bete, dann rede ich so dermaßen viel auf Gott ein und werd gar nicht fertig, ihm die Welt zu erklären. Was er alles wie und wo bitte ganz bald ändern soll, muss, kann.

Ich zähle ihm die Namen der Menschen auf, die ich liebe und um die ich mich sorge, oder die ich gar nicht liebe und um die ich mir deshalb noch mehr Sorgen mache. Ja, ich liege meinem Gott so sehr in den Ohren und denke jetzt, es ist Zeit endlich mal auch da, den Mund zu halten.

Vielleicht hat er mir ja schon seit Jahr und Tag etwas sagen wollen und ist einfach nicht dazu gekommen. So was gibt es ja. Da redet jemand und hört einfach nicht auf und schon gar nicht zu.

Ich will jetzt herausfinden, ob es vielleicht sein kann, dass Beten gar nicht in erster Linie heißt, Gott zu sagen, wie er bitte die Welt retten soll. Vielleicht heißt beten eher, sich in seine Nähe zu atmen, sich ihm entgegenzustrecken und hinzuhören. Vielleicht gehört sich das so, wenn man betet.

Sören Kierkegaard, ein großer Theologe des 19 Jahrhunderts hat es so gesagt:

„Als mein Gebet Immer andächtiger und innerlicher wurde, da hatte ich immer weniger zu sagen.
Zuletzt wurde ich ganz still.
Ich wurde, was womöglich ein noch größerer Gegensatz zum Reden ist, ich wurde ein Hörer.
Ich meinte erst, Beten sei reden.
Ich lernte aber, dass Beten nicht nur Schweigen ist, sondern hören.
So ist es:
Beten heißt nicht, sich selbst reden hören.
Beten heißt: Still werden und still sein und warten, bis der Betende Gott hört.“
Hört! Hört!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23390
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