SWR1 3vor8

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Joh 1,1-18
Weihnachten ist nicht nur eine Geschichte. Zumindest nicht in der Bibel. Es ist nicht nur die Geschichte von der Geburt im Stall von Bethlehem. Mit der Herbergssuche, den Engeln und den Hirten. Die steht beim Evangelisten Lukas und die kennen wohl die meisten. Aber daneben gibt es noch die Geschichte, die Matthäus erzählt. Er beginnt ganz systematisch mit dem Stammbaum Jesu. Den er von Abraham über David bis hin zu Jesus führt. Damit macht er klar: Jesus ist ganz und gar Jude. Er steht in dieser Tradition. Und er erzählt auch die Geschichte von den Sterndeutern, den Weisen aus dem Morgenland, die kommen um dem Kind zu huldigen. Denn für Matthäus ist die Sache mit Jesus zwar eine jüdische Geschichte, aber eine, die die ganze Welt, die alle Völker, betrifft. Und die dritte biblische Geschichte, sie wird heute in den katholischen Festgottesdiensten vorgelesen, sie stammt vom Evangelisten Johannes. Und eigentlich ist sie gar keine richtige Geschichte, eher ein philosophisches Traktat. Er stellt folgenden Text ganz an den Anfang seines Evangeliums:  „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. ….. und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“ Der Philosoph Johannes erzählt keine Geschichte, sondern er meditiert, er philosophiert über das Weihnachtsgeschehen. Gott ist für ihn das Wort, das es von Anfang an gibt und dieses Wort fährt ins Fleisch mit der Geburt dieses Jesus von Nazareth. Sicherlich die Geschichten von Lukas und Matthäus sind anschaulicher als der Text des Johannes. Es sind eben Geschichten, die kann man erzählen. Philosophische Texte haben immer etwas Abstraktes. Dafür wird die eigentliche Botschaft aber in sehr klaren und einfachen Sätzen formuliert ohne schmückendes Beiwerk, ohne Sternenglimmer und Engelsgesang. Und die ganz einfache Botschaft von Weihnachten lautet: Gott wird Mensch. Mit den Begriffen eines Johannes: Das Wort ist Fleisch geworden. Und das nicht nur punktuell, damals vor 2000 Jahren in einem Stall in Bethlehem, sondern generell, für immer.

Ich finde es gut, dass es verschiedene Texte in der Bibel gibt, um den großen Satz „Gott wird Mensch“ auszudrücken.  Wer es lieber erzählerisch mag, der hört Lukas oder Matthäus und wer lieber philosophiert, der hört Johannes.  Entscheidend, dass sie überhaupt gehört wird, die Botschaft von Weihnachten: Gott wird Mensch.

Ich wünsche Ihnen noch fröhliche und gesegnete Festtage!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23372
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