Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Erstaunlich ist es ,wenn Jesus vom Glauben redet. Der Glaube ist wie ein Senfkorn. Ein Senfkorn ist ein ganz kleines Körnchen, kaum sichtbar in der Hand, und man glaubt es kaum, dass aus diesem winzigen Senfkorn ein großer Busch, geradezu ein Baum wächst, in dem die Vögel sich tummeln. Der Glaube, das Vertrauen zu Gott, ist wie ein Senfkorn, winzig klein. So jedenfalls beschreibt Jesus einige Male den Glauben. Und nicht nur das. Er stellt fest: dieser kleine Senfkornglaube reicht aus.

Ein Glaube wie ein Senfkorn. So klein , so unscheinbar kommt mir mein Glaube tatsächlich immer wieder vor. Vor allem wenn’s darauf ankommt. Wenn ich etwa gefragt werde, was ich denn glaube, dann fallen mir nur wenige Sätze ein. Dann stehen die alten, großen Glaubensbekenntnisse vor mir wie alte Schlösser, die ich besichtigen kann mit ihren ehrwürdigen hohen Räumen, aber wohnen kann ich nicht darin. So bleibt von meinem Glauben auch nur wenig übrig: ich glaube an die Überwindung des Todes, ich glaube, dass die Welt Schöpfung Gottes ist und darum bewahrt werden muss, ich glaube, dass Gott dann und wann in diesem oder jenem Menschen, manchmal auch in mir wirkt. Wenig ist das, ein Senfkornglaube. Aber mehr braucht es nicht. Dieses Vertrauen, dieser Glaube wie ein Senfkorn kann mich halten und aufrichten, wenn ich allein bin, wenn alle anderen Fundamente meines Lebens wanken.

Dieser Glaube ist nichts Besonderes, ein ganz normales, ein ganz menschliches Verhalten. Viele biblische Geschichten erzählen davon: Wenn ein römischer Hauptmann seinen kranken Soldaten zu Jesus schickt, weil er Heilung von ihm erhofft, so wie man heute einen Freund zum Arzt schickt, dann nennt Jesus das glauben. Wenn eine ausländische Frau ihn um Hilfe für ihre kranke Tochter bittet und sich durch nichts abweisen lässt, dann bekommt sie am Ende zu hören: dein Glaube ist groß.
Ein kleiner Glaube, aber er hat es in sich. Er ist voll geballter Energie, die ausreicht, das Leben zu verändern, Menschen auf einen neuen Weg zu bringen und einen neuen Anfang zu machen. So klein wie ein Senfkorn ist nicht nur der Glaube, so klein hat die ganze Sache mit Jesus angefangen. Und hat doch eine große Wirkung entwickelt, bis zum heutigen Tag. So wie mein kleiner Senfkornglaube ausreicht, mich ein Leben lang zu begleiten.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2330
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