Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Alt und unauffällig steht er da – der Josef in unserer Krippe. Die „unwichtigste Figur der Krippenszene“ hat ihn einmal eine Zeitung genannt. Dabei hätte es ohne Josef die Weihnachtsgeschichte nicht gegeben!

Wir wissen wenig von Josef. Bei der Geburt von Jesus ist er dabei. Dann eine kurze Notiz noch, als Jesus 12 Jahre alt war. Danach schweigt sich die Bibel über Josef aus. Vielleicht wird er deshalb meist als alter Mann dargestellt, der bald gestorben ist.

Aber wahrscheinlich war Josef bei der Geburt von Jesus im besten Alter. Er hat sich in seiner Heimatstadt Nazareth mit viel Fleiß eine Existenz aufgebaut, eine gut gehende Werkstatt als Zimmermann und Architekt. Und er hat mit Maria eine Frau gefunden, die er liebt und die ihn liebt. Josefs Zukunft scheint vorgezeichnet: ein ruhiges Leben voll Arbeit und Zufriedenheit liegt vor ihm – im Kreis seiner Familie, die er mit Maria gründen will.

Aber dann das: Maria wird schwanger, aber nicht von ihm! Und sie verlangt von Josef, das Unglaubliche zu glauben: dass sie Gottes Sohn zur Welt bringen wird! Die ganze wohlgeordnete Zukunft zerplatzt vor Josefs Augen. Gott hat seine Pläne durchkreuzt. Was soll er tun? Die Verlobung sofort lösen, Maria in Spott und Schande stellen, oder doch bei ihr bleiben? Josef ist hin- und hergerissen. Er hat unruhige Nächte. Und in einer dieser Nächte dringt Gottes Stimme zu ihm und Josef hört darauf und beschließt: Er wird sich auf die Situation einlassen. Er wird auf Gott vertrauen und zu Maria stehen.

Und das macht Josef – ohne viel Worte. Er bringt seine Maria sicher nach Bethlehem. Er ist bei der Geburt im Stall dabei. Ich stelle mir vor, er hat das Jesuskind als erster in den Armen gehalten, hat es gewaschen, ihm die Nabelschnur durchtrennt und es liebevoll Maria in den Arm gelegt. So, wie viele Väter das heute machen. Und er hat nach ihrer Rückkehr nach Nazareth treu für seine Familie gesorgt bis zu seinem Tod.

Für mich ist Josef der stille Held der Weihnachtsgeschichte. Nicht wegen irgendwelcher Heldentaten, sondern weil er Gott vertraut und weil er so sehr liebt. Josef hat darauf vertraut, dass Gott es gut mit ihm meint. Und er hat auf sein Herz gehört, auf die Liebe, die er zu Maria empfindet und auf sein Verantwortungsgefühl.

Dieser Josef in der Weihnachtsgeschichte zeigt mir: Gottvertrauen und Menschenliebe – mehr braucht es nicht um vor Gott ein Held zu sein. Und ich denke: Männer wie Josef verdienen es, dass wir sie ein bisschen mehr in den Vordergrund rücken!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23290
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