Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Meine Tochter hat in diesem Jahr das Krippenspiel geschrieben. Gerade wird fleißig daran geübt – schließlich ist es nicht mehr lange hin bis Heilig Abend.

Moderner sollte ihr Stück sein als die herkömmlichen Krippenspiele. Ein bisschen anders. Aber trotzdem natürlich die Weihnachtsgeschichte erzählen.

Die Hauptfiguren sind drei Könige, besser gesagt: zwei Königinnen und ein König. Die drei sind auch wesentlich jünger als die Könige, die man sonst kennt. Und auch nicht so weise und vernünftig. Eher ein bisschen verdaddelt und nicht ganz so gewählt in ihrer Ausdrucksweise – halt ein bisschen wie Teenager.

Die Geschenke, die sie für den neugeborenen König mitbringen wollten, die haben diese Könige einfach mal vergessen. Und auch die Karte, die sie brauchen, um den Weg nach Israel zu finden, liegt noch bei einem von ihnen auf dem Schreibtisch in Babylon. Und dabei brauchen sie doch gerade die Karte so nötig, um auch bei Tag reisen zu können. Denn der helle Weihnachtsstern leuchtet ja nicht immer – nicht bei Tag und nicht bei bedecktem Himmel.

Wegen der vergessenen Karte haben die drei Könige tatsächlich Schwierigkeiten, den richtigen Weg zu finden. Spät kommen sie in Israel an – zu spät? Zuerst suchen sie den neugeborenen König im Königspalast – wo sonst sollte der mächtige Retter zur Welt kommen?

Aber da ist er nicht! Frustriert wollen die Könige schon die Heimreise antreten, als sie ein paar Hirten treffen. Die sind ganz aufgeregt. Sie haben den neuen König gesehen! In einem Stall ist er geboren worden, erzählen sie, in einer Futterkrippe! Die drei Könige wollen das nicht glauben – der Gottessohn gehört doch nicht in einen ärmlichen Stall!

„Ist doch egal,“ sagen die Hirten. „Ihr kommt sowieso zu spät!“. Und sie behalten recht. Als die drei Könige endlich den ärmlichen Stall erreichen, ist der leer. Enttäuscht und erschöpft stehen die drei da. Gerade wollen sie gehen, als Maria und Josef mit dem Jesuskind auf dem Arm noch einmal zurückkommen – Maria hat ihr Umhängetuch vergessen.

Sie sind doch nicht zu spät gekommen! „Ihr kommt spät, ja! Aber nicht zu spät! Zu Gott kann man nicht zu spät kommen“, sagt Josef ihnen. Und ich finde: Genau das ist die Botschaft der Weihnachtsgeschichte: „Zu Gott kann man nicht zu spät kommen.“ Auch wenn ich in meinem Leben vielleicht mal ganz woanders hin unterwegs bin. Auch wenn ich Gott vielleicht jahrelang aus den Augen verliere. Zu spät bin ich für Gott nie. Er ist für mich da, egal wann ich komme.

Das bedeutet Weihnachten! Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Zeit bis dahin.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23287
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