Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Viel weiß man nicht über den heiligen Nikolaus, den Bischof von Myra aus dem vierten Jahrhundert. Aber viele Legenden ranken sich um sein Leben. Angeblich verteilte der Sohn reicher Eltern sein ganzes Erbe an die Armen. Da flog schon mal des Nachts ein Klumpen Gold durch ein offenes Fenster. Der alleinerziehende Vater dreier Töchter hörte das Gerumpel und war glückselig. Nun konnte er seine drei Mädchen mit einer angemessenen Aussteuer unter die Haube bringen. 

Bis heute halten auch die Schiffer große Stücke auf den Heiligen. Nikolaus habe viele von ihnen aus Seenot gerettet, weiß diese Legende. Sogar die Knackis verehren ihn als ihren Schutzheiligen, weil er einmal einem Scharfrichter in den Arm gefallen und so  dem Verurteilten der Tod erspart geblieben sei. Auch Banker und Pfandleiher gehören zur Fan-Gemeinde des heiligen Nikolaus. Angeblich hat er einem Schlawiner dieser Zunft vor Gericht aus der Patsche geholfen und ihn gleichzeitig bekehrt. 

Sankt Nikolaus – ein echter „Allrounder“ - ich mag ihn. Ein Strahlemann auf jeden Fall, sonst hätte ihn die Geschichte im Lauf so vieler Jahrhunderte einfach verschluckt. Sein Markenzeichen war die Liebe, die Mildtätigkeit zu allen Menschen in Not. Kein Grusel-Clown, der die Kinder erschreckt, oder ein dämlicher Weihnachtsmann, der über Fassaden turnt und – „lustig, lustig, traleralera“ - öde Weihnachtsfeiern bespaßt. 

Nikolaus ist für mich ist eine Lichtgestalt des Evangeliums, ein Bote des Advents. Auch wenn uns kein einziger O-Ton von diesem Heiligen überliefert ist – die Erzählungen lassen doch erkennen, dass er Feuer und Flamme war für die Liebe Jesu Christi. In dieser Liebe, so schreibt der Apostel Paulus an seinen Schüler Titus (Titusbrief 3,4), ist uns „die Güte und die Menschenfreundlichkeit unseres Gottes“ erschienen. Gäbe es im christlichen Glauben ein „Gütesiegel“ - Nikolaus hätte es für seine Herzensgüte bekommen. 

Um diese Güte und Menschenfreundlichkeit unseres Gottes im Alltag zu leben, braucht´s weder Mitra, Bart noch Bischofsstab. Werfen Sie heute einem Nachbarn statt Gold ein paar gute Worte durchs Fenster! Fallen Sie – wie Nikolaus dem Scharfrichter – einem Scharfmacher ins Wort! Werfen Sie dem einen Rettungsring zu, der in der rauen See seines Lebens zu ertrinken droht!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23248
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