Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Wir haben angefangen unser Haus aufzuräumen! Unglaublich, was sich da alles im Laufe der Jahre in den Schränken, im Keller und auf dem Dachboden angesammelt hat. Das Aufräumen und Aussortieren ist nötig, weil sich die Zeit meiner Berufstätigkeit dem Ende zuneigt. Das bedeutet, dass wir uns in vielerlei Hinsicht neu orientieren werden. Leben mit leichtem Gepäck, lautet dabei unsere Devise. „Fangt ja nicht zu spät mit dem Ausmisten an“, haben uns Freunde gewarnt. „Sonst geht ihr in dem Chaos unter.“ Ich ahne, dass sie Recht haben.

Es geht nämlich nicht nur um die Entsorgung von irgendwelchen Gegenständen. Alles hat schließlich mit meinem Leben zu tun. Ich merke, ich bin dabei, mein Leben aufzuräumen. Aber was aus meiner Vergangenheit hat wirklich bleibende Bedeutung? Und spannender noch: Was ist für unsere Zukunft eigentlich noch hilfreich und wichtig? Die Spielsachen der Kinder erinnern an die teilweise chaotischen, in der verklärten Rückschau aber wunderschönen Jahre, als sie noch bei uns wohnten. Aber das ist vorbei. Da ist eine Kiste mit alter Garderobe von mir. Ich weiß noch genau, in welchem Urlaub ich die schicke Jacke gekauft habe. Viel zu schade zum Wegwerfen eigentlich! Ach ja, und die Kontoauszüge aus den 90er Jahren liegen tatsächlich auch noch da.

Die größte Herausforderung ist übrigens mein Arbeitszimmer. Ich bin ein eifriger Sammler, und so habe ich in mehreren Jahrzehnten zahllose Aktenordner mit Skripten und Zeitschriftenartikeln gefüllt. Welche behalten Bedeutung, und in welche werde ich wohl nie wieder hineinschauen? Noch schwieriger wird es bei meinen Büchern. Bücher wegwerfen geht gar nicht, sagen mir manche. Schon klar, für Bücherfreunde sind sie ein Teil des Lebens. Aber darum geht es ja gerade: das Leben anzuschauen und sich eine Meinung zu bilden, was bleibende Bedeutung hat und was inzwischen zerbröselt und vergangen ist, ohne dass ich es so recht bemerkt habe. Deshalb werde ich mich auch von vielen Büchern trennen. Ich will frei werden, um im Heute zu leben und für die Zukunft offen zu sein. Und das heißt für mich: loslassen – abgeben – reduzieren auf das Wesentliche. Leben mit leichtem Gepäck eben.

„Alles hat seine Zeit“, ist in der Bibel im Buch Prediger zu lesen. Das klingt banal, aber ich will das ernst nehmen. Ich glaube nämlich, dass darin ganz viel von Gottes Weisheit steckt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23125
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