Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Ich brauche eine neue Brille. Eine Gleitsichtbrille soll es schon sein. Vielleicht mit leichten Kunststoffgläsern, entspiegelt, getönt, gehärtet? Und schick soll sie natürlich auch sein. Aber wenn ich anfange, die Angebote zu vergleichen, wird es echt schwierig. Beim einen sind der Kratzschutz und die Brillenversicherung im Preis enthalten. Der andere bietet mir gleich zwei Brillen zum Preis von einer an. Aber was soll ich damit? Beim Gestell wird es ganz kompliziert. Das eine gefällt mir nicht, das andere ist mir zu teuer. Eine bekannte Nobelmarke. Schon klasse, mit so einer Brille herumzulaufen. Aber die Frage ist immer: Was ist mir wichtig, und was ist mir welchen Preis wert? Die Auseinandersetzung mit so vielen Optionen macht das Leben richtig anstrengend. Das betrifft ja fast alle Aspekte meines Lebens. Dabei möchte ich eigentlich einfach nur leben. Und das mit möglichst leichtem Gepäck.

Es gilt geradezu als Kennzeichen unserer Zeit, der sogenannten Postmoderne, dass alles möglich und irgendwie gleich richtig und gleichwertig ist. Manche sind stolz darauf, total flexibel und ungebunden zu sein. Wie soll ich mich jetzt schon festlegen, ob ich Samstag zur Feier komme, wenn sich bis dahin noch so viele Türen auftun können? Muss man heute so ticken, wenn man mit dem Leben klarkommen will? Für andere sind dagegen Beständigkeit, Planbarkeit und Verlässlichkeit wichtig. Aber ist das nicht spießig und anerzogen? Die einen erzählen stolz, wie sie auf Kosten anderer möglichst viel Profit herausholen. Die anderen geben an der Kasse sogar das Geld zurück, das ihnen die Kassiererin versehentlich zu viel gegeben hat. Das Leben ist ganz schön kompliziert.

Da finde ich es spannend, wenn ich in der Bibel Rahmenbedingungen und Handlungslinien vorfinde. Für mich werden da Werte und Prinzipien erkennbar, die zeitlos gültig sind, weil Gott dahintersteckt. Diese Worte geben mir eine Orientierung, für die ich dankbar bin. Es verliert an Bedeutung, was die andren meinen oder tun. Viel wichtiger ist für mich, wie Gott darüber denkt. Und je nachdem, was dabei herauskommt, mache ich fröhlich mit, oder sage auch einfach mal: „Nein Danke“. Das reicht vom Brillenkauf bis zu meinen politischen Einstellungen. Deshalb schließe ich mich gerne den Worten aus Psalm 119 (V.105) an: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Weg.“ Zugegeben, die Sprache ist etwas altmodisch. Die Sache aber finde ich hochaktuell.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23124
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