Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Einfach ist mehr!“ Unter diesem Motto wirbt ein großer Discounter seit einigen Wochen. Man brauche keine zehn Sorten Zitronen, sondern einfach nur Zitronen, heißt es da zum Beispiel. Und auch keine Supermärkte, in denen man sich verlaufe. Einfaches, überschaubares Angebot anstelle von verwirrender Vielfalt und Entscheidungsstress – das ist die Botschaft. – Ein Marketingtrick, um die eigene Schlichtheit schön zu reden? – Oder trifft es nicht vielleicht doch auch ein Lebensgefühl unserer Zeit weit jenseits von Zitronen und Spagetti? Ich sehne mich danach, einfach nur lebendig zu sein und mich am Leben zu freuen. Leben mit leichtem Gepäck.

Viele fragen sich: Warum ist alles so kompliziert? Warum sind Frauen so schwierig? Beziehungsweise Männer! Warum scheitern Ehen, obwohl beide Partner das nie gewollt haben? Warum bin ich so kompliziert. Ich verstehe mich ja manchmal selbst nicht. Oder: Wie soll ich als junger Mensch meinen Platz in der immer spezialisierter werdenden Berufswelt finden? Wie kann man noch privat für‘s Alter vorsorgen, wenn selbst die Finanzfachleute keinen Plan von der zukünftigen Entwicklung zu haben scheinen? Mal ganz abgesehen von den großen gesellschaftlichen Themen: Warum können die Kriegsparteien im Nahen Osten sich nicht zusammensetzen und Frieden schließen? Warum kann man nicht einfach alle Flüchtlinge aufnehmen oder einfach die Grenzen dichtmachen? – Fragt man die Fachleute dazu, dann lautet die Antwort oft genug: Weil das nicht so einfach ist! Unsere Welt wird immer komplexer und unüberschaubarer und überfordert mich als Einzelnen oft genug.

Leben mit leichtem Gepäck! – Vielleicht ist das auch die Sehnsucht nach meiner Kindheit, wo ich unbeschwert spielen konnte und die Eltern für das Drumherum sorgten. Falls mir denn eine solche vergönnt war. Aber auch sonst steckt meines Erachtens in uns allen die Sehnsucht nach einem, der sich kümmert, uns schützt und durch den Dschungel der Komplexität und Kompliziertheit navigiert. Die Sehnsucht nach Gott, dem Vater im Himmel. Ich jedenfalls gebe gerne zu, dass ich diese Sehnsucht habe. Jesus sagt einmal: Seht die Vögel unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in Scheunen. Und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie?“ (Mat 6,26)?“ – Schon klar, ich bin kein Vogel, sondern ein Mensch, der Verantwortung trägt und Entscheidungen fällen darf und muss. Und trotzdem nimmt es mir den Stress und eröffnet mir Freiräume, wenn ich mich auf die Worte von Jesus einlasse.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23122
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