Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Die Hoffnung stirbt zuletzt“ – sagt man und hört es auch oft. Aber entspricht das wirklich der Einstellung vieler? Wenn ich mich so umschaue, dann fällt mir oft etwas anderes auf: Viele junge Leute sind unmotiviert und gelangweilt, ohne Perspektiven und Ziele. Und immer auf der Suche, wo irgend etwas los ist, was Spaß macht und ablenkt. Viele Erwachsene und alte Leute erlebe ich unzufrieden und ständig am Jammern, nicht selten aggressiv im Verhalten. Das hört und sieht sich oft so negativ an und eher hoffnungslos. Da scheint so manche Hoffnung bereits gestorben zu sein. Vielleicht hat sich manch einer falsche oder übertriebene Hoffnungen gemacht – im Blick auf das große Glück, das schnelle Geld oder den Traumberuf. Vielleicht fühlt sich manch einer in seiner Hoffnung getäuscht – in der Liebe oder in der Vorstellung von ewiger Jugend und Gesundheit. Vielleicht ist Hoffnung ein zu erhabenes Wort, oft verbunden mit hohen Erwartungen und um so bitteren Enttäuschungen. Deswegen möchte ich Sie ermutigen, Zuversicht zu haben. Darauf zu vertrauen, dass sich durch alle Höhen und Tiefen hindurch, doch noch so manches zum Guten entwickelt. Ich bin mit jenem gescheiten Menschen in der Bibel überzeugt: „Für jeden Lebenden gibt es noch Zuversicht.“ (Kohelet 9,4) Zuversicht haben heißt für mich nicht aufgeben, nicht aufhören – immer wieder aufbrechen und neu anfangen: in Zielen, die ich mir beruflich oder für den Ruhestand gesteckt habe. Zuversicht haben heißt für mich, ich werde wachgerüttelt, wenn ich Gefahr laufe, phantasielos zu werden: in meiner Beziehung zur Partnerin, zum Freund. Zuversicht haben bewahrt mich vor Herzenshärte und Herzenskälte: im Blick auf Menschen in Not, in innerer oder äußerer Not, und die meine Hilfe brauchen. Und Zuversicht hat für mich zu tun mit Sehnsucht. Eine Sehnsucht nach Leben und Liebe, nach Unverfälschtem und Ursprünglichem. Eine Sehnsucht, die irgendwie nicht gestillt wird. Ich möchte mich in all der ungestillten Sehnsucht mit Gott einlassen. Und ihm vertrauen dass er sie einmal für immer stillt – in seiner neuen Welt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=2304
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