Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Der Betriebsarzt kommt. Er schaut regelmäßig, ob die Beleuchtung am Arbeitsplatz ausreichend ist und ob der Bürostuhl passt. Arbeitgeber haben eine Fürsorgepflicht für ihre Mitarbeiter. Und das ist gut so.

In einer Dokumentation über den Hamburger Hafen habe ich gesehen, unter welchen Bedingungen und Belastungen Menschen früher arbeiten und leben mussten. Da ist wirklich vieles besser geworden. Aber wenn man Berichte aus den Textilfabriken und Steinbrüchen in Indien oder China sieht, dann ist es dort oft noch ganz ähnlich.

Ich finde, wir können froh sein, dass „Gesundheit am Arbeitsplatz“ bei uns inzwischen ein wichtiges Thema ist. Und vielleicht können wir ja mit unserem Kaufverhalten dazu beitragen, dass die Firmen auch für bessere Arbeitsbedingungen in anderen Ländern sorgen.

„Gesundheit am Arbeitspatz“ ist übrigens gar kein so neues Thema, ist mir neulich klar geworden. Schon Jesus hat sich fürsorglich um seine Mitarbeiter bemüht. In der Bibel wird folgendes berichtet: Als die Jünger von Jesus nach getaner Arbeit zurückkamen, waren sie müde und erschöpft.  Jesus hat das gesehen und zu ihnen gesagt: „Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus. Denn sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen, so zahlreich waren die Leute, die kamen und gingen. Sie fuhren also mit dem Boot in eine einsame Gegend, um allein zu sein.“ (Mk6, 31f).

Ich lerne aus dieser kurzen Episode zweierlei. Erstens: Für Erholung und Gesundheit sind Ruhepausen wichtig. Nun gibt es dafür bei uns wohl ausreichend Gesetze und nicht umsonst haben wir in der Regel 30 Tage Jahresurlaub und am Wochenende frei. Und wenn das nicht geht, gibt es dafür einen Ausgleich. Aber ich kenne viele Menschen, die Arbeit mit in den Feierabend und ins Wochenende nehmen. Oder wenigstens alle paar Stunden „nur noch eben“ die Mails checken. Ich glaube, eine wirkliche Pause kommt so nicht zustande. Im Kopf bleibt man immer mit der Arbeit beschäftigt. Wie soll man sich da entspannen?

Und das andere: Jesus geht mit in diese Pause, die er seinen Mitarbeitern verordnet. Jesus, in dem ja Gott selbst zur Welt gekommen ist. Gott also gerade in den Pausen. Das kann gut tun. Das kann einen entlasten. Ich habe von einer Schule in Stuttgart gelesen, die einen Raum der Stille eingerichtet hat. Für Lehrer und Schüler. Dahin kann man sich zurückziehen. Ein paar Sitzgelegenheiten gibt es darin. Sanftes Licht. Ein Kreuz. Und eine Bibel. Lehrer und Schüler, habe ich gelesen, sind froh über diesen Pausen-Ort.. Ich glaube: Das ist so wichtig wie der Betriebsarzt am Arbeitsplatz.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23035
weiterlesen...