Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Die Welt zu verbessern“ – das sei der Antrieb vieler Unternehmer in den USA. Vor allem im Silicon Valley, wo die neuen Technologien der digitalen Netze entwickelt werden wollen sie die Welt besser machen.

Eine Handvoll begeisterter junger Leute fangen in einer Garage an, ihre Ideen umzusetzen. So hat Bill Gates mit seiner Firma „Microsoft“ angefangen. Oder Steve Jobs und dann wurde Apple draus.

Ich finde es großartig, wenn Menschen die Welt verbessern wollen. Ist doch schön, wenn sie nicht nur anstreben ein Haus zu bauen, ein schönes Auto zu fahren und mehrmals im Jahr luxuriös in Urlaub zu fahren.

Andererseits erschreckt mich der ungebremste Glaube an den Fortschritt. Man muss nur die richtigen Maschinen und Tools und Programme und Apps entwickeln, dann wird die Welt ein besserer Ort. Stimmt das? Als man die Dampfmaschine und die maschinell angetriebenen Webstühle erfunden hat, sind  Fabrikanten reich geworden. Aber zehntausende Weber, die bis dahin von ihrer Handarbeit gelebt hatten, sind schlicht verhungert. Autos haben die Menschen mobiler und die Transporte einfacher gemacht. Die Atomkraft stellt beliebig viel relativ billigen Strom her für Haushalte und Fabriken. Aber inzwischen wissen wir auch, dass diese Entwicklungen Schattenseiten haben. Manche Technikfolgen lassen sich kaum beherrschen. Jetzt kommen selbstfahrende Autos und die digital vernetzte Wirtschaft 4.0. Was bedeutet das für die Menschen – bei uns, in ärmeren Ländern, in der Zukunft?

Die Unternehmer in den Start Ups und den Softwareriesen finden, dass solche Gedanken den Fortschritt lähmen. Wenn man vorher schon daran denkt, was alles passieren könnte, dann traut man sich nicht mehr an das Neue heran, sagen sie. Ihr Motto ist: „Don’t ask for permission. Ask for forgiveness“. Auf Deutsch: „Bitte nicht um Erlaubnis. Bitte um Vergebung“. Also: Hinterher kann man die Fehler bedauern. Aber zuerst einmal muss man Neues probieren.

Menschen können wohl nicht alle Folgen des eigenen Tuns schon vorher absehen. Leider. Aber ich finde doch, dass man es probieren muss. Und leider sind es ja oft nicht die Erfinder und Entwickler selbst, die die Folgen tragen müssen. Sondern der Nachbar um die Ecke oder die Kinder und Enkel oder die Menschen in den armen Gegenden der Welt.

Die Welt verbessern ist ein Gutes Ziel, finde ich. Aber auch die klügsten Erfinder sind Menschen und nicht Gott. Sie sind nicht unfehlbar. Und der Fortschritt ist es auch nicht. Wir sollen Menschen und nicht Gott sein, hat Martin Luther mal gesagt. Damit die Welt ein guter Ort bleiben kann.

 

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